Was ist Sportfasten?

4. Juli 2014

Da ich wirklich weite Strecken laufe, suche ich immer nach einer Möglichkeit, mein Leben so zu verbessern, dass ich immer noch mehr bzw. noch längere Strecken schaffen kann. Ich finde, dass Ernährung einer der wichtigsten Aspekte ist. So habe ich letzten Monat ein 10-tägiges Sportfasten-Programm durchgezogen, eine Mischung aus Sport und Fasten. Ich bin Vegetarier und habe eine Menge über Ernährung gelesen. Und eine Menge über Sportfasten und andere Ultra-Läufer, die sich dieses Programm vornehmen. Die Meinungen dazu sind geteilt, und Sie wissen ja, wie es immer heißt: Probieren geht über Studieren. So habe ich nach einem guten zertifizierten Coach Ausschau gehalten und mich für das Programm angemeldet.

 

„Sportfasten ist eine einzigartige und effiziente Methode, die auf die Veränderung Ihres Stoffwechsels ausgerichtet ist, sodass ein dauerhafter Switch von der Zucker- zur Fettverbrennung erreicht wird. Diesen Stoffwechsel-Switch führen Sie durch, indem Sie angepasste Ernährungsgewohnheiten, Fasten, Nahrungsergänzungsmittel und Training miteinander kombinieren.

Die Stoffwechselveränderung stimuliert den Körper in der Art, dass dieser mehr Energie aus Fett gewinnt als aus Zucker. Dadurch wird das übermäßige Fettgewebe verringert und die Lust auf Süßigkeiten gebremst. Die Ergebnisse sind erstaunlich: In nur 10 Tagen werden Sie dauerhaft fitter, schlanker und vitaler. Nach dem Programm halten Sie diese Resultate, indem Sie ein paar einfache Richtlinien befolgen (‚Keep the Switch‘ [Den Switch beibehalten]). Ihr persönlicher Sportfasten-Parcours wird von einem zertifizierten Sportfasten-Coach professionell zusammengestellt und ist auf Ihre Bedürfnisse und Ihre Limits zugeschnitten. Durch diese persönliche Form des Coachings ist sichergestellt, dass das Programm richtig durchgeführt wird und maximale Ergebnisse erzielt werden.

Wenn Sie in einer guten geistigen und körperlichen Verfassung sind, das Training fortsetzen möchten und für Anpassungen Ihrer Ernährungsgewohnheiten bereit sind, ist Sportfasten für Sie die richtige Methode, die Umstellung zu schaffen und schlank, fit und vital durchs Leben zu gehen. – Sportvasten.nl“

On day Am Tag 0 habe ich zum letzten Mal Nahrung aufgenommen. Das war an einem Mittwoch, und am Wochenende davor hatte ich gerade einen sehr anstrengenden 150 K-Ultra-Lauf in den spanischen Bergen bewältigt. Und ja, ich habe einen neuen persönlichen Rekord für täglich zurückgelegte Schritte gebrochen: Ich habe nämlich die 100.000-Schritte-Hürde, über die ich in meinem vorherigen Post geschrieben habe,genommen. ährend des Laufs habe ich viel Gewicht verloren und Kalorien verbrannt, habe dann aber drei Tage ohne Einschränkungen gegessen, um mein Gewicht und meine Energie zurückzugewinnen. An diesem Tag traf ich mich mit meinem Coach, Inge van Haselen, die mir mein Startpaket für das Programm übergab. Das Paket enthält einige Nahrungsergänzungsmittel für das Programm:

food for sportfasting

• Metabolic Switch Male/Female [Stoffwechsel-Switch Frau/Mann]
• Sportfasting Multi
• OmegaHealth extra unsaturated [OmegaHealth extra ungesättigt]
• Gepuffertes Kalzium-Magnesium-Zink
• Urinteststreifen für das Sportfasten.

Wir sprachen über die kommenden Tage, und sie gab mir ein paar letzte Tipps. Außerdem gab Sie mir ein 10-Tage-Programm mit Mahlzeiten für jeden Tag an die Hand. Tag eins war ziemlich einfach, aber sich von nur 150 ml frischem Fruchtsaft pro Mahlzeit zu ernähren, das sah wirklich nach einer Herausforderung aus!

 

Los geht’s!

Am Tag eins hatte ich immer noch ein paar Nahrungsmittel. Die Idee ist, dass Sie von Mahlzeit zu Mahlzeit weniger essen und schließlich gar nichts mehr. Das gab es an diesem ersten Tag:

• Frühstück: 2 Stück Obst und 250 ml Saft;
• Mittagessen: 100 Gramm Salat, 2 Tomaten, 10 Oliven und 50 Gramm Pistazien;
• Abendessen: 200 Gramm Gemüse und 50 Gramm Pistazien.

Sie sehen: Pistazien sind die geheimnisvolle Zutat. Darüber hinaus müssen Sie jeden Tag 30 Minuten innerhalb eines spezifischen Herzfrequenzbereichs Sport treiben. Als Laufsportler habe ich mir als tägliche Aktivität das Laufen ausgesucht. Das war der erste Lauf nach dem in Spanien einige Tage zuvor, und der ein oder andere meinte, das sei zu schnell, und ich hätte mich noch nicht komplett erholt. Damit könnten die Skeptiker Recht gehabt haben, aber mein Lauf-Terminkalender ist so vollgepackt, dass das Sportfasten nur in dieser Zeit möglich war. Seis drum, Tag eins war ziemlich einfach.

Tag zwei war nichts Besonderes. Ich besorgte mir die gesamten Nahrungsmittel für das 10-Tage-Programm; das Einkaufen war nicht schwierig, obwohl man nicht kaufen kann, wozu man sonst so Lust hat. Ich hatte noch keinen Hunger, und mein Arbeitstag verlief normal. Das Schwierigste war, mir die Tabletten ‚einzuwerfen‘, denn die Nahrungs-ergänzungsmittel haben ein großes Format und lassen sich nur schwer schlucken.

Meiner Meinung nach ging es am Tag drei richtig los. Die letzte feste Nahrung bekam ich am Tag zuvor zum Mittagessen, und heute darf ich Folgendes essen: 300 ml Saft, 300 ml Saft und 450 ml Tomatensaft. Nicht mal Pistazien gibt es an diesem Tag. Langsam stellt sich bei mir der Appetit ein. Ich bin nicht hungrig, hätte zur Lektüre aber gerne ein paar Nüsse oder Oliven. Das Lustige ist, dass das Laufen prima klappt, ich bin sogar um einiges schneller als an den vorigen Tagen. Vielleicht, weil ich jede Menge Gewicht verliere. Als ich nach Spanien aufbrach, wog ich 72 Kilo, und meine Fettmasse betrug ungefähr 7,5, laut dem Gesundheitsbegleiter von Withings. Am Freitagabend wog ich nur noch 67,8 Kilo, und meine Fettmasse war auf 6,3 zurückgegangen.

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An den Tagen vier, fünf und sechs findet der „Switch“ statt. An diesen Tagen trinken Sie 450 ml Fruchtsaft auf den ganzen Tag verteilt. Ansonsten können Sie Wasser, Tee und Kaffee zu sich nehmen. Das ist alles. Ich fordere mich selbst gerne immer ein bisschen stärker heraus und lote meine Grenzen aus. Also habe ich mich als Freiwilliger zu diesem 10-stündigen Militärtraining angemeldet, obwohl ich mir eigentlich während dieser drei Tage einen Ruhetag hätte gönnen müssen. Das war die schlechteste Idee überhaupt. Der erste Nebeneffekt tritt ein: Mir ist kalt! Da ich bereits ein ziemlich schmaler Typ bin, werde ich nur umso dünner, wenn ich nichts esse. Ohne Fett auf den Knochen kommt auch keine Wärme zustande. Ich spielte bei dem kalten niederländischen Wetter den Freiwilligen, und heute war es ziemlich windig. Ein paar Freunde feiern ihren Geburtstag und essen Kuchen und machen Witze über meine Fastenkur. Das Lustige ist, dass ich überhaupt keinen Hunger habe und dass es mir leichtfällt, nein zu sagen. Abends (zwei Stunden nach meinem Lauf) müssen Sie einen Urintest machen. Auf diese Weise sehen Sie, ob Sie den Switch bereits erreicht haben. Auf einer Skala bis 5, wobei 5 das perfekte Ergebnis ist, lag ich nur zwischen 1 und 2, und darüber bin ich ein bisschen enttäuscht.

 

Der Körper sagt nein

Ich habe einen Freund, der musste seine Sportfastenkur aufgrund gesundheitlicher Probleme nach ein paar Tagen abbrechen. Tag fünf ist der Tag, an dem mein Körper zum ersten Mal protestiert. Der Tag fing recht gut an, und ich ging abends sogar zu einem Geschäftsessen mit einem Business-Partner. Bei der Arbeit war die Sache die, dass die Welt anfing, sich ein bisschen langsamer zu drehen. Es war so, als sei ich ein wenig betäubt. Nach einem Run durch denselben Amsterdamer Park, durch den ich seit vielen Jahren laufe, hatte ich jede Menge Schokoladenduft in der Nase und stieß auf eine Bäckerei, an der ich jahrelang vorbeigekommen war, ohne sie zu bemerken. Ich vermute, meine Sinne wurden nun langsam auf Nahrung aufmerksam. Nahm ich noch etwas anderes wahr: den Geruch von Ammoniak. Ich kontaktierte meinen Coach, mit dem ich während des Programms täglich in Kontakt stand, und sie sagte mir, ich verbrenne Proteine oder Muskeln. Das war so nicht gedacht, also musste ich mir am nächsten Tag L-Glutamin besorgen, ein spezielles Nahrungsergänzungsmittel.

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Der zweite Nebeneffekt zeigt sich jetzt: Ich werde zu dünn. Wenn ich einen Blick auf meinen Körpermasse-Index (und in meinen Spiegel) werfe, sehe ich jetzt eine untergewichtige Person. Sie können mir glauben, Radfahren mit einem schweren Rucksack macht keinen Spaß, wenn Sie kein Fett auf den Knochen haben. Sie fühlen sich buchstäblich wie Haut und Knochen, wenn Sie im Bett liegen. Am Ende des Tages wiege ich 66,6 Kilo, habe eine Fettmasse von 5,2 %, und der „Stick“ zeigt ein Ergebnis von 3,5 an.

Tag sechs ist der letzte Tag, an dem ich überhaupt nichts esse. Als ich am Morgen meinen Withings Pulse ausprobierte, funktionierte er wieder nicht, wie an den letzten zwei Tagen. Wahrscheinlich ist mein Puls zum Messen zu niedrig. Ich habe ziemlich kalte Finger und kann mir denken, dass meine Fingerspitzen nicht besonders gut durchblutet sind.

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Nach einer weiteren Besprechung mit meinem Coach muss ich extra Saft und L-Glutamin zu mir nehmen. Ich werde nach und nach von Schwindel und Müdigkeit befallen. Das ist das erste Mal, dass ich das Experiment gerne beenden würde. Zum Glück kann ich morgen wieder anfangen zu essen. Das Laufen war kein Erfolg, ich war erschöpft und langsam. Ich hatte keine Lust mehr aufs Laufen. Bin übrigens immer noch nicht hungrig, das ist das Komische daran. Mein Körper erreicht den Tiefpunkt mit einem Gewicht von 65,8 Kilo und einem Körperfettanteil von 4,8. Zeit, wieder etwas auf die Hüften zu bekommen! Abends liegt mein Ergebnis bei 4,5, ich habe den Switch also geschafft. Hurra!

Am Tag sieben esse ich die besten zwei Bananen meines Lebens. Und da kommt der Hunger über mich. Es fühlt sich an, als würde mein Körper wieder aktiviert, und sobald ich ihm Nahrung zuführe, verlangt er mehr! Das Laufen war kein Problem, und der Geruch von Ammoniak ist fast verschwunden. Tage 8, 9 und 10 sind ziemlich vergleichbar. Das Laufen fiel mir leicht, und ich esse jeden Tag ein bisschen mehr.

 

Das Ergebnis?

Sportfasten sollte drei Effekte haben, nämlich dass Sie schlanker, fitter und vitaler werden. Ich war bereits ziemlich dünn, und während der Kur wurde ich noch dünner. Jetzt bin ich wieder im grünen Bereich. Ich fühle mich wirklich fit, aber schon davor war ich meiner Meinung nach ziemlich in Form. Hinzu kommt, dass ich mit Sicherheit vitaler bin. Die wenigen kleinen Änderungen während meiner Diät hatten einen positiven Effekt. Eines der Ziele meiner Diät war, noch größere Strecken zu laufen und alle Energieressourcen in meinem Körper nutzen zu können. Durch eine zusätzliche Fettverbrennung während eines langen Ultra-Laufes würde ich über eine extra Energieressource verfügen.

Ob ich länger laufen kann, habe ich noch nicht wirklich ausprobiert. In den nächsten Wochen warten ein paar Hürden-Marathon-Läufe auf mich. Da kann ich mich gründlich testen. Das war ein wirklich interessantes Experiment. Ich weiß, dass der Körper einige Tage ohne Essen auskommen kann, und ich weiß auch, wie wichtig GUTES Essen für unseren Körper und unser Wohlbefinden ist. Wenn Sie Sportfasten für sich testen wollen, sollten Sie auf drei Dinge gefasst sein:

• Sie werden frieren (vielleicht sollten Sie es daher im Sommer probieren);
• die Welt wird sich ein wenig langsamer drehen;
• Sie werden abmagern, Ihr Gewicht aber schnell wieder erreichen (denken Sie also nicht, dass dies der goldene Weg zu einem schlankeren Körper ist).