Sie möchten sich auch gerne einmal an eine Kletterwand wagen, wissen aber nicht, wie Sie das anstellen sollen? Wir haben uns mit begeisterten Kletterern eines angesagten Fitnessstudios in Boston unterhalten, um eben das herauszufinden.
Fitnessstudios mit integrierten Kletterhallen sprießen in den USA derzeit wie Pilze aus dem Boden. Da sich der Sommer nun dem Ende neigt, ist es uns ein Anliegen, dass Sie sportliche Alternativen für drinnen finden. Deshalb haben wir uns zu Brooklyn Boulders, oder BKB, aufgemacht, einem Fitnessstudio, das mit einer einzigartigen Kletterhalle ausgestattet ist.BKB hat mittlerweile vier Filialen, in denen man loslegen kann, sobald man sich eine Tageskarte geholt und die entsprechenden Schuhe und Klettergurte ausgeliehen hat. Alex Graziano ist Leiter der Marketing-Abteilung bei BKB in Somerville bei Boston und erklärt, was uns als Kletterneulinge erwartet. Graziano meint: „Selbst wenn Sie noch nie geklettert sind, lassen Sie sich von der Kletterwand bloß nicht einschüchtern. Wir zeigen Ihnen von Anfang an, wie man richtig fällt und sorgen dafür, dass Sie sich wohlfühlen. Viele Kletterer haben Höhenangst, da sind Sie also bei Weitem keine Ausnahme. Das Tollste am Klettern ist, dass man selbst als Neuling schon eine halbe Stunde nach der Anmeldung direkt an der Wand hängt, seine Ängste überkommt und über sich hinauswächst.“
Auf die Frage hin, was BKB auszeichnet, sagt Graziano: „Bei uns kommen die unterschiedlichsten Leute zusammen. Wir haben ein Fitnessstudio, bieten Networking-Möglichkeiten an, veranstalten Filmabende, geben Yoga-Stunden und es gibt sogar ein paar Unternehmer, die von BKB aus arbeiten. Man muss also nicht des Kletterns wegen hierherkommen. BKB ist einfach ein toller Treffpunkt für vielerlei Aktivitäten.“
Und genau deshalb haben wir uns mit Sara Evensen unterhalten, die am Massachusetts Institute of Technology studiert und seit ein paar Jahren an Kletterwettbewerben teilnimmt. Wir fühlen uns also geehrt, dass sie sich von der Wand wegreißen konnte, um ein paar Fragen zu beantworten. Hier also unser exklusives Interview mit Sara Evensen:
Was hat Sie zum Klettern gebracht?
Bäume. Manchmal kehre einfach zu meinen Wurzeln zurück. Doch ich wollte mehr. Als ich klein war, hat mich meine Mutter für ein Ferienlager mit Kletterkurs angemeldet, doch das hat mir einfach nicht gefallen. Ein paar Jahre später habe ich einen Bekannten im Fitnessstudio getroffen, der mich zum Klettern überredet hat, also hab ich’s nochmal probiert. Zuerst kletterte ich zweimal die Woche, dann sechsmal mit einem Trainer und schließlich begann ich, für Wettkämpfe zu trainieren.
Sie sind also Kletter-Wettkämpferin?
Ja, genau. Unser nationaler Verband, USA Climbing, ist für die Wettbewerbe auf Regional-, Bundes- und nationaler Ebene zuständig. Es werden Kletterstrecken vorgegeben, die aber keiner der Wettkampfteilnehmer vorher kennt. Es geht also nicht um Kraft, sondern vielmehr darum, eine neue Kletterstrecke in unbekanntem Gelände zu finden.
Und was ist Ihr Lieblingsfelsmassiv?
Der Bishop in Kalifornien ist mein absoluter Favorit. Der Farley im Westen von Massachusetts ist mein Lieblingsfelsmassiv hier in der Nähe.
Welche Muskeln werden beim Klettern besonders beansprucht?
Je nach Kletterstrecke werden unterschiedliche Muskelgruppen eingesetzt. Unterarme, die Arme allgemein, Rücken, Oberschenkel- und Bauchmuskulatur werden dabei aber immer gefordert. Man braucht insbesondere eine gute Bauchmuskulatur.
Wie trainieren Sie fürs Klettern?
Meiner Ansicht nach ist Klettern selbst das beste Training. Außerdem trainiere ich hier im BKB am Campusboard meine Finger und mache Klimmzüge, um meine Arme zu kräftigen.
Und Ihre Lieblingswand im BKB?
Die Cave-Wand, die wie eine Höhle angelegt ist. Da muss man sich die Kletterstrecke in 3D vorstellen. Bei den meisten Kletterstrecken befindet sich der Kopf über den Beinen, aber an der Cave-Wand hängt man teilweise kopfüber. Wenn man beim Klettern dreidimensional denken muss, bringt das ganz neue Herausforderungen mit sich.
Welche Art des Kletterns mögen Sie am liebsten?
Bouldern liegt mir definitiv am meisten. Ich nehme zwar an Sportkletterwettbewerben teil, doch das ist eigentlich weniger mein Ding, weil ich etwas unter Höhenangst leide. Beim Bouldern muss man einfach bei jeder einzelnen Bewegung hundert Prozent geben. Beim Sportklettern geht es eher um Ausdauer. Die Frage beim Sportklettern lautet: Geht diese Bewegung noch, nachdem du schon 100 andere Bewegungen gemacht hast? Beim Bouldern heißt sie: Schaffst du diese Bewegung überhaupt?
Sie haben also Höhenangst? Was würden Sie Kletterinteressierten empfehlen, die ihre Angst einfach nicht überwinden können?
Finden Sie Ihre eigene Komfortzone. Sie müssen genau wissen, was Ihr Körper verträgt und aushält. Falls Sie Ihren Körper genau kennen, aber eine mentale Blockade haben, dann lassen Sie sich von der größten Höhe fallen, die Sie sich vorstellen können. Überwinden Sie Ihre Angst und springen Sie danach von noch weiter oben ab. Je öfter Sie fallen, desto besser werden Sie im Fallen. Die Angst vor dem Sturz ist tatsächlich eine Angst vor dem Unbekannten.
Warum würden Sie Brooklyn Boulders empfehlen?
Es ist wirklich ein schöner Ort und die Leute hier sind einfach klasse. Klettern ist ein sehr geselliger Sport, insbesondere das Bouldern. Man verbringt viel Zeit damit, auf dem Boden zu sitzen und sich zwischen den Kletterrunden mit anderen zu unterhalten. Selbst beim Klettern mit dem Seil unterhält man sich viel mit dem Sicherungspartner. Bei vielen Sportarten schiebt man sich einfach die Ohrstöpsel rein und vergisst alles um sich herum.
Klettern Sie lieber drinnen oder draußen?
Die beiden Kletterarten ergänzen einander sehr gut. Das Outdoor-Klettern hängt natürlich vom Wetter ab und man hat nachher ganz zerschundene Hände. In der Halle zu klettern ist viel sicherer, deshalb wechsle ich da gern ab.
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Ein ganz großes Dankeschön an Sara und Ihre Freunde von Brooklyn Boulders für die nette Unterhaltung! Wenn Sie weitere Fotos von Sara in Aktion sehen möchten, können Sie ihr auf Instagram unter @evensara folgen.
Sie möchten mehr erfahren? Haben einige Begriffe, die Sara hier verwendet hat, Sie etwas verwirrt? Kletterer sprechen ihre eigene Sprache, deshalb haben wir Ihnen hier ein kleines Glossar zusammengestellt.
Kletter-Glossar
Fellsmassiv: Ein steiler oder schroffer Hang oder eine Felswand.
Bouldern: Eine Kletterart, bei der man nicht durch Seile und Gurte gesichert wird. Beim Klettern in der Halle werden dicke Matten unterhalb der Boulder-Wand ausgelegt, um einen Sturz zu dämpfen.
Sicherungspartner: Die Person, die unterhalb der Kletter- oder Felswand steht und den Kletterer über ein Seil sichert. Der Sicherungspartner muss dem Kletterer je nach Bedarf stets genügend Seil lassen und die Länge über die Gurte regulieren. Somit soll der Sicherungspartner verhindern, dass der Kletterer weit stürzt.
Karabinerhaken: Ein Metallhaken mit federunterstütztem Schnappverschluss, mit dem sich der Kletterer einhakt.
Sportklettern:
Toprope-Klettern: Diese Kletterart ist die am weiten verbreitetste. Hierbei befestigt der Kletterer seinen Klettergurt an einem Seil, das vom Sicherungspartner unterhalb der Wand oder des Steilhangs gesichert wird. Das Ende der Kletterstrecke wird durch den obersten Sicherungspunkt festgelegt.
Vorsteigen: Diese Kletterart ähnelt dem Toprope-Klettern dahingehend, dass der Kletterer über Klettergurt und Sicherungsseil mit dem Sicherungspartner verbunden ist. Beim Vorsteigen liegt der Endpunkt der Strecke jedoch nicht von vornherein fest, so dass sich der Kletterer beim Klettern stets an neuen Sicherungspunkten entlang der Kletterwand einhakt. So gewährt diese Kletterart mehr Freiheit, da das Ende der Kletterstrecke nicht festgelegt ist.