Wenn sich Ihre gesanglichen Aktivitäten nur auf das gelegentliche Trällern beschwingter Arien unter der Dusche beschränken, sollten Sie wissen: Was Sie da tun, ist gut für Sie. Wissenschaftlichen Studien zufolge gibt es sogar eine ganze Reihe guter Gründe, jeden Tag auch jenseits der heimischen Nasszelle von Pharrell bis Pavarotti zu schmettern, was das Zeug hält. Lesen Sie hier, warum!
Der Mensch singt seit Anbeginn der Zeit. Die ältesten bekannten Lieder stammen aus dem 2. Jh. v. Chr. und die Quellen der ersten geschriebenen Noten liegen mit dem 5. Jh. V. Chr. sogar noch weiter zurück. Aber was genau treibt uns Menschen zum Gesang? Die Antwort ist einfach und erstaunlich zugleich: Der Wunsch zu singen, geht mit einer Vielzahl positiver Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden weit über die Freude über die Aktivität selbst und das damit verbundene Erzählen einer Geschichte hinaus.
Wussten Sie, dass Singen Ihrem Körper sehr guttut?
Der gesundheitliche Nutzen beim Singen ist enorm, wie die nachstehenden Beispiele zeigen.
- • Bauchmuskeltraining: Wenn Sie 30 – 60 Minuten singen, erzeugen Sie dieselbe Stimulation auf Ihre Bauchmuskeln, wie es eine Yoga- oder Pilates-Session tut. Der gemeine Waschbär hört spätestens jetzt erfreut auf.
- • Glückshormone: Beim Singen erzeugen Ihr Körper Oxytocin und Endorphine. Oxytocin, auch als „Liebeshormon“ bekannt, wird unter anderem durch Berührungen ausgeschüttet. Endorphine sind dieselben Hormone, die beim Sport oder Sex ausgeschüttet werden. Diese Hormone senden Signale an das Gehirn und lösen so Gefühle des Wohlbefindens bis hin zur Euphorie aus. Nicht schlecht, für ein paar Tonleitern!
- Schnarchlinderung: Eine Studie zeigte, dass durch die Dehnung des Gaumens und der Halsmuskeln beim Singen Schnarchen und die bei der Schlafapnoe eintretenden Atemaussetzer gemindert werden.
- Verbessertes Immunsystem: Singen kann laut einer Studie der Universität Frankfurt sogar das Immunsystem stärken. In dieser Studie entnahmen Forscher den Teilnehmern eines Chors Blutproben. Nach der darauffolgenden Chorprobe, bei der das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart gesungen wurde, entnahm das Forscherteam eine erneute Blutprobe. Diese zeigte einen deutlichen Anstieg des Antikörpers Immunglobulin A, der den Körper vor Infektionen schützt.
- Herzgesundheit: Das gemeinsame Singen in einer Gruppe oder in einem Chor kann einer Studie der Universität Göteborg zufolge die Herzfrequenz beeinflussen. So neigen die Mitglieder eines Chors durch den Takt der Musik zur Synchronisierung und Senkung ihrer Herzfrequenz. Genau wie beim Atmen im Yoga kann man durch Singen sein Herz stärken und die Herzfrequenz vermindern.
Neben den körperlichen Vorteilen hat Singen überdies eine ganze Reihe positiver Auswirkungen auf die seelische Gesundheit.
- Hilfe bei Depressionen: Das zuvor erwähnte Liebeshormon Oxytocin beeinflusst unser Selbstvertrauen im Umgang mit anderen Menschen auf positive Weise. Studien hierzu haben gezeigt, dass Singen Depressionen und Einsamkeit positiv entgegenwirkt.
- Verbessert das Gedächtnis: Durch eine verbesserte Durchblutung und Sauerstoffzufuhr beim Singen wird auch das Gehirn mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies wiederum schärft unsere Sinne und verbessert das Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit. Die britische Alzheimer Gesellschaft hat aus diesem Grund sogar ein Programm unter dem Titel “Singing for the brain” — „Singen für das Gehirn“ ins Leben gerufen und hilft von Alzheimer betroffene Menschen beim Festhalten Ihrer Erinnerungen.
- Schmerzlinderung: Eine weitere Studie untersuchte die Auswirkung des Singens in einem Chor auf Menschen mit Krebserkrankungen. Die Ergebnisse waren außerordentlich. Sie zeigten eine Verminderung von Unruhe und Angstzuständen sowie körperlichen Schmerzen. Das Singen in einer Gruppe vermittelte Patienten überdies das Gefühl der Unterstützung und verbesserte ihr Selbstvertrauen.
Das ist alles schön und gut. Aber was, wenn ich gar nicht singen kann?
Kein Problem. Auch wenn Sie nicht singen, produziert Ihr Körper beim Hören von Musik den Neurotransmitter Dopamin, den unser Gehirn ausschüttet, wenn uns etwas Vergnügen bereitet. Auch klassische Musik ist eine hervorragende Quelle des gemeinsamen Vergnügens, wie man am Beispiel eines Konzertes der Pariser Philharmoniker sehen konnte, als Chor und Publikum nach dem Konzert in eine freudige Zugabe beim Singen eines Stücks von Jacques Offenbach einstimmten.
Das Allerbeste zum Schluss: Es gibt einen weiteren Vorteil den uns die Musik bringt, ohne dass wir selbst aktiv singen müssen. So haben Forscher einen kleinen Sack im Innenohr entdeckt — den Sacculus — der bei Frequenzen über 90 Hz zu vibrieren beginnt und direkt mit dem Teil des Gehirns verbunden ist, das Gefühle wie Vergnügen, Hunger und das sexuelle Bedürfnis regelt.
Wer gerne singt, tut sich in jedem Fall immer etwas Gutes. Auch beim lauten Singen unter der Dusche! Singen Sie also voller Inbrunst und Sie tun Ihrer Gesundheit und Ihrem Wohlbefinden nachweislich etwas Gutes!