In den letzten Monaten begleiteten wir eine Frau und deren unglaubliches Projekt, nämlich mit lediglich zwei Rudern, der Unterstützung von ein paar Sponsoren und Crowdfunding von Tahiti nach Moorea zu rudern.
Alexandra Caldas, 21, die nördlich von Paris mit Mukoviszidose geboren wurde, bekam vor vier Jahren eine doppelte Lungentransplantation. Sie beschloss, sich ihren Traum, nach Tahiti zu reisen und von dort die knapp 17 Kilometer nach Moorea zu rudern, zu erfüllen – ein Balanceakt zwischen Studium und Training in Paris. Die heute für ihre Leistung gefeierte und vor Energie übersprudelnde Sportlerin erzählt von ihrer Reise, dem Ende eines Kapitels, welches zweifelsohne auf neue Abenteuer hinweist.Können Sie uns erzählen, wie die Überfahrt von Tahiti nach Moorea begann?
Es lag so viel Erwartung auf diesem Tag – acht Monate Vorbereitung für einen einzigen Tag: den 5. August 2017. Ich hatte nicht so viele Menschen erwartet. Ungefähr hundert Ruderer waren vor Ort, alle in rosa Lycra gekleidet mit dem Aufdruck: „Rudern mit Alexandra”; auch einige Begleitboote waren da. Mir war nicht bewusst, was in den nächsten Stunden passieren würde, als ich morgens im Ruderclub ankam, um das Boot zu holen und zu starten.
Wie sind Sie mit der körperlichen Anstrengung umgegangen? Gab es Momente, in denen Sie gezweifelt haben?
Bei schweren Streckenabschnitten blickte ich zu meinen Eltern und den Menschen neben mir, die auf den Begleitbooten waren. Tatsächlich hatte ich die Insel Moorea in meinem Rücken und das Strahlen all dieser Leute vor mir. Stellen Sie sich rund 90 Ruderer vor Ihrem Boot vor. Mit Rufen und Gesängen wurde ich angefeuert … es war überwältigend. Das half mir, bis ans Ende motiviert zu bleiben. Im Übrigen ist der Ozean nicht gerade freundlich mit mir umgegangen. Es gab bis zu zwei Meter hohe Wellen. Ein Moment des Zweifelns kam auf, als ich seekrank wurde. Aber dann dachte ich an all die Menschen, die mir tagein, tagaus helfen: meine Spender, meine Verwandten, verschiedene Transplantatempfänger, andere Patienten mit Mukoviszidose, meine begleitenden Ärzte … Aber vor allem dachte ich an all die Ruderer, die aus dem einen Grund gekommen waren: um über Organspende zu sprechen.
Viele Leute kamen, um Sie zu unterstützen. Was für eine Atmosphäre herrschte sowohl an Land als auch auf dem Wasser?
Die Stimmung war wie auf einer Party – jeder war glücklich, dabei zu sein. Strahlende Gesichter, Lachen und vor allem sehr viel Hoffnung. Ein paar Menschen machten die Überfahrt noch bedeutender: Terry Haymes, ein Junge aus Polynesien mit Mukoviszidose, und einige Ruderer auf einem Va’a – einem traditionellen Kanu – mit Nieren- oder Lebertransplantaten.
Welche Gedanken hatten Sie, als Sie Ihr Ziel erreicht hatten?
Vor ein paar Jahren, vor meiner Transplantation, wurde mir gesagt, ich könne nie nach Tahiti reisen. Und warum? Da es so weit entfernt ist, zu viele medizinischen Risiken bestehen, aber vor allem weil meine Atemkapazität täglich nachließ und es für mich schwerer und schwerer wurde, Luft zu bekommen. Mit dem Erreichen meines Ziels bewies ich, dass das Unmögliche möglich ist. Ich erreichte Polynesien und viel mehr: Ich war knapp 17 Kilometer über das Meer gerudert.
Was ist Ihre schönste Erinnerung?
Mein glücklichster Moment war, als ich den Moorea Kanal erreichte. Ich hatte solch tiefe Empfindungen, für die Ruderer, für die Personen, die uns begleiteten, aber vor allem für Matthieu, meinen Trainer und Teamkollegen, und selbstverständlich auch für mich selbst. Wir hatten gerade die Lagune von Moorea erreicht. Da versammelten sich alle Ruderer um uns herum und ich schrie voller Freude und aus voller Lunge (meiner neuen): Ich habe es geschafft! Ich weiß nicht, wie man diesen großartigen Moment mit Worten beschreiben kann.
Zurückblickend, was hoffen Sie weiterzugeben?
Ich hoffe, gezeigt zu haben, dass Transplantationen funktionieren können. Ich habe bewiesen, dass das Unmögliche mögliche gemacht werden kann, und vor allem habe ich jungen Menschen mit Mukoviszidose und auch denen, die auf eine Transplantation warten, Hoffnung gegeben. Das habe ich durch die vielen Nachrichten von Patienten, Eltern und vielen anderen erkannt.
Denken Sie bereits über weitere Projekte nach?
Ja, ich habe weitere Projekte … Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, folgen Sie mir auf meiner Facebook-Seite „Rame avec Alexandra” – denn das hier war erst der Anfang!
Inzwischen hat Alexandra an den Virades de l’Espoir teilgenommen, einer Demonstrationsreihe, die sowohl Patienten Hoffnung geben als auch die Mukoviszidose-Forschung unterstützen möchte. Und als ob es notwendig wäre, zu beweisen, dass eine Leistung eine weitere hervorruft, ist sie von Paris zum Département Hauts-de-Seine gerudert – wieder mit nur Muskelkraft und eisernem Willen. Chapeau, Alexandra!