Wonder Woman und die Geschichte des Blutdruckmessgeräts

Herzgesundheit
Experten- ratschläge
5. Oktober 2018

Was haben Wonder Woman, Leonardo da Vinci und Kevin Smith mit dem Blutdruckmessen zu tun? Finden Sie es heraus!

Sie wissen ja bereits, dass unser Blutdruckmessgerät – das erst kürzlich allen Ernstes in einer Episode von „The Flash“ gezeigt und sogar von Regisseur Kevin Smith empfohlen wurde (Danke, Kevin!) – sich fantastisch für die Blutdruckkontrolle zu Hause eignet. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass wir unseren Blutdruck überwachen? Die Blutdruckmessung hat eine lange und stellenweise wirklich seltsame Geschichte. Legen Sie mit uns zusammen Amazonium-Bänder an, und lassen Sie uns die Wahrheit finden.

100 – 200 v. Chr.

Galenos von Pergamon war ein einflussreicher griechischer Arzt. Er ging von der Existenz eines menschlichen Kreislaufsystems aus. Er war auf vielerlei Arten zukunftsweisend. So wies er als Erster nach, dass die Arterien Blut transportieren anstatt Luft, was damals eine weitverbreitete Überzeugung war, und er erkannte den Unterschied zwischen arteriellem und venösem Blut. Bei anderen Dingen lag er allerdings daneben: Er glaubte, dass das Herz aus zwei Kammern besteht, nicht aus vier, und dass es ein Loch hat. Sowas kann passieren, wenn man ausschließlich an Tieren experimentiert. (Seine Version einer Gebärmutter glich auf frappierende Weise auch der Gebärmutter eines Hundes …) Dennoch hat sein Denken die Medizin für viele Jahrhunderte beeinflusst.

~ 1500

Mehr als 1.000 Jahre später war es Leonardo da Vinci, der vom Herzen fasziniert war. Er nutzte sein technisches Wissen, um dessen Funktionen zu verstehen. Er beschrieb, wie sich die Herzklappen öffnen und schließen, und er wies nach, dass – entgegen der verbreiteten Auffassung – das Herz das Blut nicht erwärmt. Echte Geeks möchten sich an dieser Stelle vielleicht seine anatomischen Zeichnungen etwas näher ansehen – sie sind unglaublich ausgefeilt.

1543

Der flämische Anatom Andreas Vesalius veröffentlicht De Humani Corporis Fabrica (Über den Aufbau des menschlichen Körpers), ein Buch, das er nach dem Studium menschlicher Leichen schrieb. Er identifizierte zwei Kammern und zwei Vorhöfe, und er widerspricht Galens Schlussfolgerung, dass das Herz ein Loch hat.

1628

William Harvey, ein englischer Arzt, liefert als Erster eine präzise Beschreibung des Blutkreislaufs im Körper. Er zeigt, dass Arterien und Venen einen geschlossenen Kreislauf im Körper bilden, der am Herzen beginnt und endet.

Erwähnenswert ist, dass er ziemlich gut darin war, sich einzuschmeicheln. Hier ist seine Widmung an König Charles I in De Motu Cordis: „Allerdurchlauchtigster König! Das Herz der Tiere ist die Grundlage ihres Lebens, der Souverän von allem in ihnen, die Sonne ihres Mikrokosmos, das, wovon alle Aktivität abhängt und von dem alles Leben und alle Kraft ausgeht. Der König ist in gleicher Weise das Fundament seines Reiches, die Sonne der Welt um ihn herum, das Herz der Republik, der Brunnen, aus dem alle Macht, alle Gnade fließen.“

1773

Der englische Geistliche Stephen Hales führte die erste publizierte Blutdruckmessung in seinem Buch Haemastaticks durch. Er benutzte dafür einen Wasser-Manometer und maß damit den Blutdruck in den Arterien verschiedener Tiere.

1817

Großartige Neuigkeiten! Der französische Arzt René Laennec erfindet das Stethoskop. Ärzte müssen nun nicht mehr ihr Ohr auf den Körper des Patienten legen! Bonus: Mit dieser auskultatorischen (was so viel heißt wie „mit einem Stethoskop abhören“) Methode können Ärzte zwischen systolischem und diastolischem Druck unterscheiden. Außerdem können sie sich die Peinlichkeit ersparen, ihren Kopf auf die Brust weiblicher Patienten zu legen. Cooler Bonus-Fakt (falls es wahr ist) aus der Geschichte: Laennec soll die Idee für das Stethoskop gekommen sein, als er bei einem Spaziergang in den Straßen von Paris Kinder beobachtete, die mit hohlen Stöcken spielten und mit diesen auf dem Untergrund entlang kratzten. Noch ein Grund mehr, 10.000 Schritte zu gehen und unbeaufsichtigt mit irgendwelchen Zufallsfunden zu spielen: Beides kann zu bahnbrechenden medizinischen Entdeckungen führen!

1828

In seiner Doktorarbeit „Recherches sur la force du cœur aortique“ oder „Über die Physiologie des Blutkreislaufs“, die 1828 veröffentlicht wurde, zeigte der französische Arzt Jean Poiseuille als Erster, wie man den Blutdruck mit einer neuen Erfindung, dem U-Rohr-Quecksilbermanometer, misst. Er testete das Gerät an den Arterien von Pferden und Hunden. Die von ihm verwendete Maßeinheit, mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule), wird noch heute beim Blutdruckmessen verwendet.

1854

Der deutsche Physiologe Karl von Vierordt erfand den Vorläufer der heutigen Blutdruckmessmanschette, den Sphygmographen. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern für „Puls“ und „schreiben“ zusammen. Das Gerät ist das erste, das den Blutdruck mithilfe von Gewichten und Hebeln von außen schätzt.

1856

Der französische Chirurg J. Faivre führte im Verlauf einer Amputation die erste dokumentierte arterielle Blutdruckmessung bei einem Menschen durch. Dazu verband er eine U-förmige Manometerröhre mit einer Messingkanüle, die dann direkt in die Arterie des Patienten geschoben wurde – autsch! Das Verfahren war zwar bahnbrechend, doch leider auch ziemlich invasiv.

1896

Der italienische Internist Scipione Riva-Rocci stellte das erste Blutdruckmessgerät – ein Quecksilber-Sphygmomanometer (dreimal ganz schnell hintereinander sagen!) – mit einer Armmanschette vor. Es bestand aus Alltagsgegenständen, wie einem Tintenfass, einem Kupferrohr, einem Fahrradschlauch und natürlich aus dem nicht ganz so alltäglichen Quecksilber.

1905

Der russische Chirurg Nikolai Korotkow hält vor der Medizinakademie der kaiserlichen Armee einen Vortrag, in dem er in nur 281 Worten die nicht-invasive Blutdruckmessung präzise beschreibt. Bei seiner bahnbrechenden Technik zur Feststellung sowohl des systolischen als auch des diastolischen Blutdrucks mit der von Riva-Rocci erfundenen Manschette – und das könnte Ihnen jetzt bekannt vorkommen – wird eine Manschette, die den Oberarm umschließt, so weit aufgeblasen, bis ihr Druck den Blutkreislauf unterbricht. Dann wird ein Stethoskop unter die Manschette platziert und der Druck langsam verringert. Das Geräusch, das dabei entsteht, nennt man noch heute „Korotkow-Geräusch“.

1917

William Marston ging mit der Messung des systolischen Blutdruckwerts einen Schritt weiter und untersuchte, ob sie sich zur Aufdeckung von Betrug einsetzen lässt. Sein Interesse wurde geweckt, als seine Frau Elizabeth erwähnte, dass ihr Blutdruck anzusteigen schien, wenn sie ärgerlich wurde oder sich aufregte. (Hier ist Marstons Aufsatz im Journal of Experimental Psychology.) Der Test wurde später ein Bestandteil des ersten Lügendetektortests, der von John Augustus Larson erfunden wurde.

Und Martons andere, wohl noch bekanntere Erfindung? Wonder Woman. Deren Name übrigens im Original „Suprema“ war. Marston war als Berater für die Firma tätig, die später zu DC Comics werden sollte, und er schlug einen neuen Typ des Superhelden vor, als Gegenentwurf zu den männlichen Superhelden seiner Zeit. Laut dem Alumni-Magazin der Universität Boston meinte Elizabeth dazu: „Gut. Aber es sollte eine Frau sein.“ (Danke, Elizabeth!)

1974

Das japanische Unternehmen Panasonic brachte das erste digitale oszillometrische Gerät heraus, das sowohl den systolischen als auch den diastolischen Wert misst.

2011

Das französische Unternehmen Withings (Hey, das sind ja wir!) bringt ein intelligentes Blutdruckmessgerät auf den Markt, das sich direkt mit einem iPhone, iPad oder iPod Touch verbinden lässt. Die Messwerte werden automatisch hochgeladen und mit dem Nutzerkonto synchronisiert. Damit kann man jederzeit und überall auf sie zugreifen.

2014

Nach dem Erfolg des intelligenten Blutdruckmessgeräts bringt Withings das kabellose Blutdruckmessgerät heraus. Dank der Bluetooth-Technologie ist nun keine Kabelverbindung mehr nötig, und es lässt sich mit Android- und iOS-Geräten nutzen.

2016

Withings bringt ein optionales In-App-Upgrade heraus: die Integration mit Hy-Result, mit dem Nutzer des Blutdruckmessgeräts einem sachgemäßen Blutdruckmessprogramm über 5 Tage folgen können. 

2018

Unser Blutdruckmessgerät taucht in einer Episode der vierten Staffel der Serie „The Flash“ des US-amerikanischen Fernsehsenders CW auf. Wir haben den Regisseur Kevin Smith auf Twitter getaggt und er erklärte uns daraufhin den Auswahlprozess.

Nochmal vielen Dank, Kevin! Wir helfen gern weiter!

Was kommt als nächstes in der Welt der Blutdruckmessung? Niemand kann in die Zukunft sehen, aber wir arbeiten sehr hart an weiteren Entwicklungen und Fortschritten im Bereich der vernetzten Gesundheitskontrolle. Sagen wir einfach, wir hoffen, dass wir wieder Geschichte schreiben können, und zwar mit Geräten, die auf dieser beeindruckenden Zeitachse einen würdigen Platz verdienen. Bleiben Sie auf dem Laufenden!