Auf immer mehr Verpackungen im Supermarkt und auf Speisekarten in Restaurants wird auf vegane Produkte und Gerichte hingewiesen.
Wir sprachen mit Nadine und Jörg. Auf ihrem Blog Eat this! posten sie eigens kreierte Rezepte und zeigen so, dass Kochen ohne tierische Produkte eine echte Alternative ist.
Im Interview verraten uns die beiden mehr übers Bloggen, den veganen Lebensstil und wie sie zu Kochbuch-Autoren wurden. Außerdem zeigen sie uns, dass es auch an Weihnachten heißen kann: Ganz ohne Gans.
Dass Veganismus bei Weitem kein neumodischer Trend mehr ist, zeigen die Zahlen: Als das “veganste Land der Welt gilt Israel. Hier ernähren sich 5 % der Menschen vegan. Laut einer aktuellen Studie (2018) leben 3 % der US-Bevölkerung vegan. In Deutschland sind es 1,6 % (2016). Zu ihnen gehören auch Nadine und Jörg. Die Ulmer Blogger versorgen seit 2011 auf ihrem Blog Eat this! ihre Leser mit eigens kreierten Rezepten – vollkommen vegan natürlich. Das heißt aber nicht, dass auf ihre Seite nur Veganer klicken. Egal, ob Sie ohne Kompromisse auf tierische Produkte verzichten, oder Ihren Fleischkonsum reduzieren wollen: Genussvoll ist die vegane Küche allemal.
12 Jahre ist es her, dass die beiden Blogger sich aus ethischen Gründen entschieden haben, auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Schon lange davor haben Nadine und Jörg viel Zeit in der Küche verbracht und das Entwickeln eigener Rezepte für sich entdeckt. Und das ganz ohne Kochausbildung. Wer sich die Fotos ihrer Gerichte anschaut, könnte meinen, dass hier aber doch dann wenigstens eine Fotografenausbildung dahintersteckt. Weit gefehlt: Nadine und Jörg sind eigentlich hauptberuflich Webdesigner und Grafiker. Was ihnen zwar das wunderschöne Blogdesign beschert hat, aber nicht hinter der Bildqualität steckt. Sie sind also das beste Beispiel für “Man wächst mit seinen Aufgaben”. Ausprobieren, weiterbilden und dranbleiben lässt die heutigen Food-Fotos aussehen wie aus einem Kochbuch. Kein Wunder – 2014 erschien das erste von mittlerweile vier veganen Kochbüchern.
Im Interview geben Sie uns Einblicke in ihren Alltag und zeigen, dass es auch an Weihnachten gar kein Problem ist, auf Gans und Co. zu verzichten.
Über 33.000 Menschen liken euch auf Facebook. Euren Instagram-Account haben sogar 65,5k Leute abonniert. Wie lange hat es gedauert, bis euer Blog erfolgreich war?
Jörg: Puh, gute Frage. Wo fängt denn erfolgreich an? Wir haben ja nicht wirklich mit einem Ziel angefangen zu bloggen und wir freuen uns immer noch wie kleine Kinder über jedes große und kleine Erfolgserlebnis. Ob wir eben eine tolle Kooperation an Land ziehen konnten oder gerade einfach viele Leser tolle Kommentare unter unsere Rezepte posten. Ein großer Meilenstein war aber selbstverständlich der erste Buchvertrag 2014 und natürlich auch jedes der folgenden Bücher.
Was ist das schlimmste was euch jemals als Blogger passiert ist?
Nadine: Darf man darüber reden oder bringt das Unglück? Im Ernst: Bisher ist wenig schief gelaufen. Ich formatiere ab und an gerne mal Kamera-Speicherkarten, ohne vorher die Bilder kopiert zu haben, aber in den meisten Fällen gelingt mir dann auch die Datenrettung. Einmal mussten wir ein Rezept für Lebkuchen neu fotografieren, weil da jede Hilfe zu spät kam. Aber ich würde dennoch sagen: Guter Schnitt in 7 Jahren bloggen, oder?
Ernähre ich mich vegan automatisch gesünder?
Nadine: Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt natürlich immer stark darauf an, was man genau isst und welchen Lifestyle man führt. Ein Veganer, der sich größtenteils auch nur von pflanzlichen Fertigprodukten ernährt, keinerlei Sport treibt etc., lebt logischerweise auch nicht unbedingt gesund.
Aber wir sind der Meinung, dass jemand der seine Ernährung auf vegan umstellt, sich ganz automatisch mehr mit gesunder Ernährung und dem Kochen auseinandersetzt und sich damit letztendlich auf lange Sicht gesünder ernähren wird.
Wie steht ihr zu Nahrungsergänzungsmitteln?
Jörg: Es ist absolut unnötig, tausend verschiedene Tabletten und Pülverchen zu horten. Eine gute Ernährung mit viel frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Saaten und Vollkorngetreideprodukten versorgt einen schon mit sämtlichen wichtigen Nährstoffen. Lediglich Vitamin B12 supplementieren wir.
Veganes Leben: Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Jörg: In den letzten zwölf Jahren haben wir definitiv einige Veränderungen miterlebt und der regelrechte Hype in der letzten Zeit hat natürlich sein Übriges getan. Die Unternehmen haben die Marktlücke erkannt und viele neue Produkte auf den Markt gebracht, von denen wir natürlich einige, aber sicherlich nicht alle gut finden.
Unsere Einkaufsliste hat sich seit Anbeginn eigentlich kaum verändert. Wie schon erwähnt, landet bei uns hauptsächlich Gemüse im Einkaufskorb. Auch der Trend, dass veganer Lifestyle auf einmal mit Exklusivität und Luxus in Verbindung gebracht wird, hat für uns einen negativen Beigeschmack.
Wer in fremde Länder oder ländliche Regionen reist, in denen Fleisch einfach zu einer Mahlzeit dazu gehört, hat es oftmals schwer. Die einzige vegane oder vegetarische Alternative auf der Speisekarte ist hier ein trockener Eisbergsalat mit Gurkenscheiben. Selbst kochen ist auf Reisen leider nicht immer möglich. Wie plant ihr eure Urlaube?
Nadine: Das ist auf jeden Fall immer noch ein kleines Problem, denn man plant den Urlaub nicht nur nach dem Ort, sondern auf jeden Fall auch nach der Möglichkeit, essen zu können. Nicht nur “irgendwas”, sondern natürlich gut – hey, ist ja Urlaub!
Aber im Regelfall finden sich immer regionale Spezialitäten, die “ganz aus Versehen” vegan sind oder eine Küchencrew, die kein Problem damit hat, auf die “vegane Extrawurst” einzugehen.
Deutsches Essen kommt ohne Fleisch meistens nicht aus. Zumindest, wenn man sich die Rezepte unserer Großeltern und Eltern anschaut. Was ist eurer Meinung nach notwendig, um einen Ernährungswandel anzustoßen?
Jörg: Also zumindest sieht man ja, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung wieder mehr für Essen, mehr für Lebensmittel interessiert. Das ist schonmal ein guter Start. Durch die Beschäftigung mit dem, was man isst, kommt man früher oder später auch darauf, dass man sich selbst keinen Gefallen tut, jeden Tag Fleisch auf den Teller zu bringen. Aber abgesehen davon fehlt uns ein wenig die Diskussion über die weiteren Auswirkungen, die die Fleisch- und Milchindustrie auf unsere Umwelt nehmen. Über CO2-Kompensationen für Flugreisen wird groß berichtet, Autoabgase sind täglich in den Medien, aber wir hören wenig darüber, welchen Anteil die Massentierhaltung an den Emissionen hat. Man kann also auch bei diesem Thema viel auf dem eigenen Teller ändern und vielleicht bringen solche Überlegungen den ein oder anderen zum Umdenken, der sich bisher wenig mit dem Thema Veganismus auseinandergesetzt hat.
Weihnachten steht vor der Tür: Traditionell landet die Weihnachtsgans oder Fisch auf den festlich gedeckten Tafeln in deutschen Esszimmern. Wie sieht veganes Weihnachten aus?
Nadine: Das Weihnachtsmenü auf dem Blog für dieses Jahr steht noch nicht und deshalb können wir noch nichts verraten. Aber natürlich sind auch die Menüs der letzten Jahre immer wieder lecker. Unser Süßkartoffel-Strudel mit Champignons und Spinat kommt immer super an.
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