Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie Ihre Lebensmitteleinkäufe über Ihre Krankenversicherung bezahlen könnten! Eine Gruppe von Forschern aus der Tufts University hat sich mit den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen eines derartigen Szenarios befasst und hat dabei interessante Erkenntnisse gewonnen.
Sie haben wahrscheinlich schon einmal gehört, dass das richtige Essen Medizin ist. Jetzt gibt es dafür vielleicht sogar Beweise: Eine neue, von Forschern aus der Tufts University durchgeführte Studie zeigt, dass die Übernahme der Kosten für gesunde Lebensmittel durch die Versicherung sowohl kosteneffizient als auch gesund ist.
In einer von der Zeitschrift PLOS veröffentlichten Studie haben sich Forscher mit den potenziellen Auswirkungen beschäftigt, die uns erwarten dürften, wenn Krankenversicherungen mittels einer elektronischen Kreditkarte 30 % der Kosten für gesunde Lebensmittel übernehmen würden. Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich: „Aber was ist ihrer Meinung nach gesund?“ Das war auch unsere erste Frage. Nun, diese Forscher haben zwei mögliche Szenarien behandelt: Beim ersten wurden 30 % der Kosten für Obst und Gemüse übernommen, während sich die Aktion beim zweiten Szenario auf eine größere Bandbreite von Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen, Meeresfrüchte sowie pflanzliche Öle erstreckte.
Die Ergebnisse sind verblüffend: Mit Blick auf das zweite Szenario gehen die Forscher davon aus, dass 3,28 Millionen Herz-Kreislauferkrankungen verhindert oder hinausgezögert werden und die Zahl der Diabetes-Erkrankungen potenziell um 120.000 Fälle reduziert werden könnte. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass sich nur das zweite Szenario auf die Zahl der Diabetes-Erkrankungen auswirken würde, da Vollkorngetreide und Nüsse die Diabetesprävention fördern. Aber auch die Forschungsergebnisse für das erste Szenario sind ganz schön beeindruckend: Es könnte dazu führen, dass bis zu 1,93 Millionen weniger Menschen unter Herz-Kreislauferkrankungen leiden. Aber das ist noch lange nicht alles, denn diese Maßnahme würde außerdem enorme Einsparungen mit sich bringen: Nach fünf Jahren wäre das Programm kostenwirksam, und über die gesamte Lebenszeit der Modellbevölkerung gerechnet würde es zu Einsparungen von bis zu 100 Milliarden USD führen.
Hier noch einmal die Vorteile auf einen Blick: Potenziell weniger Herzerkrankungen – die sowohl unter Männern als auch unter Frauen häufigste Todesursache – und weniger Diabetes, eine überzeugende Rentabilität und haufenweise leckeres Obst und Gemüse. Dabei gewinnt jeder!
Trotzdem habe ich noch ein paar Fragen offen. Erstens: Die Studie ist wirklich toll, aber sie basiert eben nur auf einem Modell. Wie könnte man ein derartiges Programm in die Tat umsetzen? Zweitens: Wie steht es mit den sogenannten „Nahrungsmittelwüsten“, also Gemeinschaften, in denen schon von vornherein fast kein frisches Obst, Gemüse und andere gesunde Optionen erhältlich sind? Drittens – und ich hoffe, Sie verstehen uns richtig, wir finden Pflanzenkost toll – aber wie ist es um jene Menschen bestellt, die auf eine spezielle Ernährung angewiesen sind? Werden sie einfach außen vor gelassen? Und wie sieht es für all jene Menschen aus, die keinen Anspruch auf eine öffentliche Krankenversicherung haben?
Ich bin mir sicher, dass noch viele Fragen offen sind. Aber das ist zweifellos eine tolle Studie, und ich bin schon gespannt darauf, wie es weiter geht. Tufts, ich behalte euch im Auge, und danke für diesen köstlichen Denkanstoß!