Was Shakespeare uns über Gesundheit und Wohlbefinden beibringt

Herzgesundheit
17. April 2019

Sie wissen was der 23. April für ein besonderer Tag ist, nicht wahr? Genau, es ist Shakespeare Tag! Zu Ehren des allseits beliebten Theaterautors haben wir einen Leitfaden erstellt, der einige des Dichters Gedanken zu Gesundheit und Wohlbefinden zusammenfasst.

In Shakespeares Werken finden sich mehr als 500 Referenzen zum Thema Krankheiten und unzählige Quellenangaben rundum das menschliche Wohlergehen. Themen wie Sport und Schlaf sind nur wenige Beispiele, die er in seinen Stücken aufgreift. Gespickt mit merkwürdigen Gerichten und seltsamen Zutaten der Renaissance-Zeit verleiht er seinen Stücken Seite für Seite die gewisse Würze. Also, was können uns des Dichters Werke über die Gesundheit zu elisabethanischen Zeiten verraten? Und was können wir bezüglich unserer heutigen Auffassung von Ernährung, Fitness und Entspannung von ihm lernen?

Schlaf, du Pfleger der Natur (Heinrich IV, Zweiter Teil)

Nicht selten hebt Shakespeare das Thema Schlaf hervor. Von Macbeth bis König Heinrich V. leiden viele seiner Figuren an Schlafkrankheiten. Schlafapnoe, Schlafwandeln und Schlaflosigkeit sind in seinen Werken keine Seltenheit. Er spricht von „süßen Gegenmitteln mit betäubender Wirkung“ und „benebelnden Zuckersäften“ – ein Nachweis dafür das es bereits im 16./17. Jahrhundert diverse Mittelchen gegen die Schlafkrankheiten gab. Allerdings deutet er immer wieder auf deren Wirkungslosigkeit hin und ist der Meinung, Schlafprobleme haben meist einen psychologischen Ursprung. Das entspricht mehr oder weniger dem heutigen Stand der Wissenschaft. Ist das nicht verblüffend? Bereits auf den Bühnen des elisabethanischen Londons illustrierte Shakespeare entsprechende Erkrankungen vor tausenden von Zuschauern – Jahrhunderte bevor solche Krankheiten überhaupt erkannt und behandelt wurden. Beeindruckend, finden Sie nicht?

Gebt ihnen große Mahlzeiten von Rindfleisch…“ (Heinrich V.)

„… und Eisen und Stahl, so werden Sie fressen wie Wölfe und fechten wie Teufel.“ Zu Shakespeares Lebenszeiten war Rindfleisch nicht nur ein grundlegendes englisches Nahrungsmittel. Die Leute glaubten, dass der Konsum von Rindfleisch zu Heldenmut und Courage führe. Deshalb wurde das beliebte Nahrungsmittel den Kämpfern vor einer Schlacht als ideale Mahlzeit kredenzt – ein merkwürdiger weitverbreiteter Mythos, wie wir finden. Abgesehen davon, schwirrten Gedanken, der Verzehr von Rindfleisch verursache Dummheit, in den Köpfen der Menschen. Nun ja, das sind wohl nur zwei Seiten der Medaille. Zugegebenermaßen ist es schließlich kein Geheimnis, dass zwischen Mut und Dummheit nur ein schmaler Grat besteht.

Das Ihr mich wie ’nen Fußball schlagt und stoßt (Die Komödie der Irrungen)

Shakespeare spricht in seinen Stücken immer wieder über „Sport“. Dies allerdings nicht in dem Sinne wie wir ihn üblicherweise verstehen. Zu elisabethanischen Zeiten ging der Begriff „Sport“ weit über die heutige Bedeutung hinaus. Glücksspiel, Sex und Krieg zum Beispiel wurden ebenfalls damit assoziiert. Sportarten wie Tennis war der Elite vorbehalten. Fußball hingegen galt als Amüsement der breiten Masse. In König Lear nennt Kent den Oswald einen niederträchtigen Fußballspieler. Shakespeare greift in der Szene höchstwahrscheinlich die ursprüngliche Herkunft des Sports aus der Unterklasse auf.

„Den Tod von jedem Lebenstag“ (Macbeth)

Vorhin haben wir Shakespeare großen Respekt gezeugt, wie unheimlich akkurat und realitätsgetreu er diverse Schlafkrankheiten darstellte. Tagesschlaf allerdings hielt er persönlich für eine schlechte Eigenschaft. Das macht er besonders in Heinrich IV. deutlich. Dort kritisiert er Falstaffs schlechte Angewohnheit am Nachmittag „auf Bänken zu schlafen“. Diese Antipathie des großen Dichters verleitete ihn zu einer möglicherweise fehlerhaften Interpretation. Wir können es ihm aber nicht für übelnehmen, denn diese Annahme war zu seiner Zeit innerhalb der Gesellschaft nicht ungewöhnlich. Die Leute dachten, dass der Schlaf am Tag zu Krankheiten und Fieber führe — nicht nur galt diese Eigenschaft als abnorm, sondern vielmehr als würdelos und unnatürlich. Heutzutage ist das anders: Ein Nickerchen am Tage ist alles andere als eine Schande. Im Gegenteil, ein Mittagsschläfchen wird allgemein als gesund und vorteilhaft für unseren Organismus akzeptiert. Lesen Sie dazu auch unseren separaten Blog Post. Außerdem ist der Schlaf am Tag für Personen, die nachts arbeiten praktisch unvermeidbar.

So ganz wie ein Fisch (Zwei Herren aus Verona)

Heutzutage spricht jeder davon, wie gesund und vorteilhaft Fisch für uns ist. Zu Recht! Denn Fisch liefert großartige Nährstoffe für unseren Körper. Zu Zeiten der Tudors hingegen galt Fisch gegenüber Fleisch als minderwertig. Möglicher Grund dafür war, dass Fisch für den Geschmack der Protestanten zu „katholisch“ war. Der Verkauf von Fisch entwickelte sich im elisabethanischen Zeitalter zu einem der Haupt-Handelsmittel. Elisabeth I. rief wöchentliche „Fischtage“ ins Leben – eine schlaue Verkaufsstrategie: Das trieb zum einen die lokale Fischindustrie an und senkte zum anderen den Verkaufspreis von Fleisch. Ob beabsichtigt oder nicht. Fakt ist, dass diese Entwicklung einen überaus positiven Effekt auf die Gesundheit der gesamten Bevölkerung hatte.

„Kannst nichts ersinnen für ein krank Gemüt?“ (Macbeth)

Shakespeare hat sich neben der physischen auch mit der mentalen Gesundheit beschäftigt. Er war sich bewusst, dass zu viel Stress eine negative Auswirkung auf den Menschen hat. Viele Elisabethaner taten es ihm gleich und hatten einen erstaunlich aufgeklärten Blickwinkel auf die mentale Gesundheit. Das praktische Beispiel zum Thema lieferte zufälligerweise Shakespeares Schwiegersohn, John Hall. Er unternahm einen Versuch, ein psychisch erkranktes Mädchen mit Abführmitteln und Einläufen zu behandeln. Zugegeben, in der heutigen Zeit klingt das ein wenig verrückt. Aber immerhin weit entfernt von der Annahme, dass psychisch Kranke von der Gesellschaft ausgeschlossen gehören – so war es zu Zeiten der Tudors gang und gäbe.

So, wie Sie sehen lassen sich in Shakespeares Werken unzählige solcher Hinweise finden. Zugegeben, er war nicht immer mit allen damaligen Gesundheitstrends daccore. Dennoch wird deutlich, dass die Einstellung der elisabethanischen Gesellschaft gegenüber Wellnesskonzepten durchaus anspruchsvoll und umsichtig war. Warum also nicht den diesjährigen Shakespeare Tag mit einem gesunden Fischgericht und einem ausgedehnten Nachtschlaf zelebrieren? Das sind unsere Empfehlungen zu Ehren des großen Dichters.