Die meisten von uns haben heutzutage ein Thermometer im Arzneischrank – und das ist angesichts der Tatsache, dass die Erkältungs- und Grippezeit vor der Tür steht, auch gut so. Schließlich gibt es kein besseres Gerät als das Thermometer, um zu beweisen, dass man tatsächlich zu krank ist, um sich ins Büro oder in die Schule zu schleppen. Aber haben Sie sich je gefragt, wie das Thermometer überhaupt entstanden ist? Hier erfahren Sie mehr.
Die allerersten Geräte zur Temperaturmessung (mit Ausnahme des Handrückens natürlich) wurden als Thermoskope bezeichnet. Mehrere Erfinder, darunter auch Galileo Galilei, brachten zur gleichen Zeit ihre eigenen Versionen des Thermoskops hervor, doch Santorio Santorio war der erste, der sein Instrument mit einer Ziffernskala versah. Laut dem Universitätsverlag Oxford University Press entwarf Santorio zahlreiche verschiedene Arten von Thermometern. Diese lieferten jedoch inkonsistente Ergebnisse, und das Ablesen einer genauen Anzeige war ein langwieriges Unterfangen.Im Jahre 1714 gelang es Gabriel Fahrenheit, ein praktisches Thermometer zu entwickeln, das Quecksilber anstelle von Wasser enthielt und ein Ablesen der Temperatur innerhalb angemessener Zeit ermöglichte. Wenig später sorgten Hermann Boerhaave und insbesondere sein Schüler Anton de Haen dafür, dass das Thermometer zunehmend in der Medizin eingesetzt wurde. De Haen hielt das Instrument für eine präzise Methode zur Fiebermessung und wandte das Instrument selbst allabendlich vor dem Zubettgehen an. Er stellte schließlich einen Zusammenhang zwischen Fieber, Schüttelfrost und einem erhöhten Puls fest.
Breite Akzeptanz in medizinischen Kreisen gewann das Thermometer jedoch erst im Jahre 1868, als Carl Wunderlich eine Studie veröffentlichte, die dazu beitrug, den gesunden Körpertemperaturbereich des Menschen zu bestimmen. Für seine Temperaturmessungen, die ganze 20 Minuten dauerten, benutzte er ein 30 Zentimeter langes Thermometer, das in die Axilla – für uns Laien ist das die Achselhöhle – gesteckt wurde. Für den Heimgebrauch war dieses Instrument alles andere als geeignet. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Thomas Clifford Albutt jedoch glücklicherweise ein tragbares Thermometer erfunden, das in nur 5 Minuten die Temperatur maß und ein Vorläufer des modernen Fieberthermometers war.
In der modernen Medizin kommen drei Hauptarten des Instruments zum Einsatz: orale Thermometer für die Temperaturmessung im Mund, axillare Thermometer für die Messung in der Achselhöhle und schließlich das gefürchtete Rektalthermometer. Die meisten von uns sind erleichtert, dass sie mit Letzterem noch keine Bekanntschaft gemacht haben, doch höchstwahrscheinlich erinnern wir uns bloß nicht daran. Zur Temperaturmessung bei Neugeborenen und Kleinkindern sind Rektalthermometer nämlich oftmals präziser als orale oder axillare Thermometer.
Es gibt aber erfreulicherweise auch noch zwei andere Arten von Thermometern, die allerdings oft vergessen werden. Die erste Version, das Ohrthermometer (auch tympanisches Thermometer genannt), wurde 1964 von Theodor H. Benzinger entwickelt und 1984 von David Philips unter Einsatz von Infrarottechnologie verbessert. Beim Einfügen in den Gehörgang misst das Thermometer die abgegebene Infrarotstrahlung, die dann in eine Temperaturmessung umgewandelt wird.
Die zweite Version ist das Stirnthermometer. Dieses in den 90er-Jahren entwickelte Instrument ist in zweierlei Ausführungen erhältlich. Bei der ersten handelt es sich um einen mit Flüssigkristallen durchsetzten Kunststoffstreifen, der eine bestimmte Zeit lang an die Haut des Patienten gehalten wird und die Temperatur durch eine Farbveränderung anzeigt.
Die zweite, technisch etwas fortschrittlichere Ausführung funktioniert ähnlich wie das Ohrthermometer: Es wandelt ebenfalls Infrarotstrahlen in eine Temperaturmessung um, wird jedoch direkt an die Stirn gehalten.
Die meisten Erwachsenen nutzen heutzutage ein orales oder Ohrthermometer zum Fiebermessen. Quecksilberthermometer, die ein gewisses Risiko mit sich bringen, findet man mittlerweile nur noch vereinzelt, denn Digitalthermometer sind weit verbreitet. Genau genommen kamen schon seit meiner Grundschulzeit bei sämtlichen Arztterminen ausschließlich Digitalthermometer zum Einsatz.
Im Zuge des technologischen Fortschritts erschienen noch weitere Geräte zur Temperaturmessung auf dem Markt, die schneller, präziser und weniger invasiv sind. Thermo, das vernetzte Thermometer von Withings, kann zum Beispiel die Temperatur an der Schläfe messen, ohne überhaupt mit der Haut in Kontakt zu kommen.
Wenn Sie das nächste Mal eine erhöhte Temperatur haben und Ihr Digitalthermometer unter die Zunge oder an die Stirn halten, können Sie sich also darauf zurückbesinnen, dass das moderne, praktische Thermometer von heute bereits vier Jahrhunderte alt ist!