„Aus Kiez und Küche“: Interview mit Kochbuch-Autorin

Gesundheits- artikel
3. Mai 2018

Dass Berlin anderen Metropolen wie New York und Paris kulinarisch in nichts nachsteht, weiß Stefanie Laufs. Wenn die PR-Managerin in ihrer Freizeit nicht selbst am Herd steht, zieht sie durch die Hauptstadt und entdeckt die Geschmäcker der Welt.

Ende letzten Jahres hat Stefanie gemeinsam mit Antje Friedrich von Top10 Berlin das Kochbuch „Aus Kiez und Küche – So isst Berlin“ veröffentlicht.

Antje Friedrich (Links) & Stefanie Laufs (Mitte) in der Küche des Restaurants Jungbluth

Um ihren Traum vom eigenen Kochbuch zu realisieren, sind die beiden einen eher unkonventionellen Weg gegangen, denn finanziert wurde das Projekt über Kickstarter. Im September letzten Jahres ging die Kampagne live. Das Ziel: 7.500 Euro einsammeln. Einen Monat und 150 Unterstützer später haben sie sich 7.675 Euro sichern können.
Von der Idee bis zur Umsetzung des Projekts ist ein Jahr vergangen. Über das fertige Buch und den Weg dahin haben wir mit Stefanie gesprochen.
Wie entstand die Idee zu „Aus Kiez und Küche – So isst Berlin“?
Als Antje und ich bei einem Glas Wein darüber diskutierten, welches Restaurant das beste Risotto zubereitet und warum und weshalb dem so ist, ging uns die Idee, Berliner Köche nach ihren Rezepten und Geheimzutaten zu fragen nicht mehr aus dem Kopf. Nur wollten wir nicht nur in Mitte oder Friedrichshain ansetzen. Wir wollten es von der ganzen Stadt wissen! Sobald uns ein Gericht so richtig umgehauen hat, haben wir viel Zeit und Mühe investiert, um die Chefköche zu überreden, uns ihre liebsten Rezepte für ein gemeinschaftliches Kochbuch zur Verfügung zu stellen, bei dem das leckerste Berlins zusammengetragen wird: zum Nachkochen!

Jeder weiß, dass sich Köche eigentlich eher ungern in die Töpfe gucken lassen. Wie hast du die Chefköche dazu gebracht, dir ihre Rezepte zu verraten?
Es war tatsächlich nicht immer leicht, den Köchen Rezepte zu entlocken. Allerdings habe ich ihnen bei der Auswahl viel Freiraum gelassen und sie nicht nach einem spezifischen Rezept gefragt. Voraussetzung war lediglich, dass das Gericht das Thema des Restaurants widerspiegelt und lecker sowie einfach zuzubereiten ist. Wir wollten vermeiden, dass Hobbyköche extra in ein Feinkostgeschäft gehen müssen, um ausgefallene Zutaten zu besorgen. Auch erste Entwürfe des Kochbuchs und vor allem die persönliche Note, die wir mithilfe von Interviews der Köche und/oder Besitzer ins Buch aufgenommen haben, haben die letzten Zweifler überzeugt. Natürlich haben wir auch Absagen erhalten, aber davon haben wir uns nicht entmutigen lassen.
Wie habt ihr die Auswahl der Restaurants getroffen?
Ich habe mir relativ zeitig zu Beginn des Projekts das Locationguideportal Top10 Berlin als Medienpartner an Bord geholt. Die Betreiber des Portals testen unter anderem jeden Tag die neuesten Restaurants in Berlin und haben mir zahlreiche kulinarischen Highlights der Stadt empfohlen. Auch ich als Foodbloggerin habe mir in den letzten Jahren einen guten Überblick über die kulinarische Gastronomieszene der Stadt verschafft. Gemeinsam mit Antje von Top10 Berlin, habe ich eine umfangreiche Auswahl an Restaurants getroffen, die nicht nur in Szene-Kiezen wie Mitte oder Friedrichshain angesiedelt sind, sondern die die Vielfalt der gesamten Stadt wiederspiegeln. Entstanden ist anschließend ein Kochbuch, das die leckersten Gerichte Berlins vereint: zum Nachkochen für zuhause!
Was ist dein Lieblingsrezept im Buch?
Tatsächlich schmecken mir alle Gerichte, die im Buch aufgeführt werden. Ich durfte zum Glück alle Speisen einmal verkosten oder habe sie selbst auf den Prüfstand gestellt und zuhause nachgekocht. Aber am meisten überrascht war ich tatsächlich von der Buzara des Fischrestaurants Lesendro in Prenzlauer Berg. Ich bin nicht der größte Fischfan, versuche allerdings immer wieder, mich mit Meeresfrüchten anzufreunden. Im Lesendro angekommen, durfte ich dem Chefkoch bei der Zubereitung über die Schulter schauen und bereits beim Duft von Knoblauch, Tomate und Meeresfrüchten, waren meine Geschmacksnerven aktiviert. Anschließend erklärte er mir, welche Krusten- und Schalentiere sich da auf meinem Teller befanden und wie ich sie auslösen musste. Ich war vom Geschmack hin und weg und empfehle jedem Fischskeptiker einen Besuch im Lesendro.
In welchem Moment hast du realisiert, dass du tatsächlich dein eigenes Buch veröffentlicht hast?
Um die benötigten finanziellen Mittel für das Buch in Höhe von 7.500 Euro aufzutreiben, haben wir eine Crowdfunding-Kampagne über Kickstarter gestartet. Hätten wir das Geld nicht eingesammelt, wäre das Buchprojekt wahrscheinlich gescheitert. Aber glücklicherweise ist die Kampagne auf großes Interesse gestoßen und wir konnten mit dem eingesammelten Geld das Layout und unser Team bestehend aus Kameramann, Fotograf und Grafikerin bezahlen. Als sich dann auch noch ein Verlag bei uns gemeldet hat, der sich um den Druck und die komplette Logistik gekümmert hat, dämmerte uns so langsam, dass unser Herzensprojekt tatsächlich umgesetzt wird. Ende Dezember konnten wir das druckfrische Buch dann zum ersten Mal in den Händen halten.

Sicherlich gab es einige Höhen und Tiefen. Was hat dich motiviert, weiterzumachen?
Es war natürlich nicht immer leicht, einen Großteil der Freizeit für das Buch zu opfern. Allerdings haben mich erste Entwürfe des Buches und das positive Feedback der meisten Köche und Restaurantbesitzer motiviert am Ball zu bleiben und weiterzumachen. Mit dem Buch habe ich mir einen Herzenswunsch erfüllt und etwas Eigenes erschaffen. All das hat mich motiviert und ans Aufgeben habe ich tatsächlich nie einen Gedanken verschwendet.
Buch beiseite: Welches Restaurant das es nicht ins Buch geschafft hat, empfiehlst du unseren Usern?
Ich wollte das Bun Bao im Kollwitzkiez unbedingt ins Buch aufnehmen. Allerdings hatte ich die finale Auswahl für diesen Kiez bereits getroffen und leider keinen Platz mehr für ein weiteres Rezept. Ich kenne den Betreiber Anh Vu Dang sehr gut und liebe seine asiatischen Burger, die mit einem gedämpften Hefebrötchen mit Fleisch, Fisch oder auch als vegetarische und vegane Variante serviert werden. Auch der Klebreis mit Mangosoße ist traumhaft lecker.
Empfehlen kann ich außerdem das Benedict in Charlottenburg. Hier kann man sich den ganzen Tag lang Frühstückgerichte schmecken lassen. Egal ob englisches Frühstück, Croque Madame, Shakshuka oder Pancakes – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auch das Ambiente mit seinen tropischen Tapeten und Industrie Chic lädt zum Verweilen ein.

Erschienen ist „Aus Kiez und Küche – So isst Berlin“ im NWM-Verlag. Erhältlich ist es für 19,95 Euro bei Amazon und foxbooks, sowie bei Thalia & Weltbild.
Wir bedanken uns bei Stefanie für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg!