
Keto-Diäten sind voll im Trend. Aber sind sie auch gesund? Hier die Fakten.
Keto-Diät − was ist das eigentlich? Klingt ein bisschen nach Science-Fiction, finden Sie nicht? Falsch gedacht! Keto steht für ketogen. Während der Extremdiät wird eine besonders kohlenhydratarme, dafür aber sehr fettreiche, Ernährungsweise verfolgt. Das Ziel ist, den Körper in den Zustand der Ketose zu bringen. Der Stoffwechsel nutzt dann Fettreserven statt Glukose als Treibstoff für sämtliche Körperprozesse. Das lässt die Pfunde rapide purzeln.
Oberste Keto-Regel: Die tägliche Kohlenhydratzufuhr auf maximal 20-30 g reduzieren. Das kann Ihrem Körper zu Beginn etwas zusetzen. Kein Wunder, plötzlich wird eine komplette Ernährungsgruppe vom Menüplan gestrichen. Durchhaltevermögen ist gefragt. Haben Sie den ersten Keto-Schock überwunden, strotzen Sie hinterher möglicherweise nur so vor Energie.
Dai Manuel ist zertifizierter Lifestyle-Mentor und schwört auf die Vorteile der Keto-Diät: „Aufgrund einer Autoimmunerkrankung bin ich vor Jahren auf die paleo/keto-orientierte Ernährung umgestiegen. Fettreiche, proteinhaltige und kohlenhydratarme Kost – damit halte ich die Symptome auf einem geringen Niveau.“ Weitere Vorteile sind weniger Entzündungen, verbesserte Genesung, Gewichtsverlust, mehr Energie und weniger Stress, sagt er.
Gibt es Nachteile?
Trotz der vielen Pros sind auch einige Risiken mit der ketogenen Ernährung verbunden. Hier die prägnantesten Mankos im Überblick:
- Begünstigung eines gestörten Essverhaltens. Eine strikte, limitierende Diät kann schnell zwanghafte Züge annehmen. Personen, die schon einmal Probleme mit Essstörungen hatten, ist deshalb davon abzuraten.
- Schlechter Atem. Zugegeben, es gibt Schlimmeres, aber es kann ja nicht Schaden, davon in Kenntnis gesetzt zu werden. Während der Ketose wird Acetessigsäure abgebaut. Deshalb kann es passieren, dass der Atem nach Aceton riecht. Sie wissen nicht, wie Aceton riecht? Stellen Sie sich den Geruch von nicht mehr ganz frischen Äpfeln vor.
- Die Langzeiteffekte sind noch unklar. Der Keto-Diättrend steckt noch in den Kinderschuhen. Deshalb existieren bisher keine Langzeitstudien. Was könnten die Folgen von extrem kohlenhydratarmer Ernährung sein? Wir wissen es schlichtweg nicht.
- Belastung des Herzens. Studien besagen, dass ketogene Ernährung Herzerkrankungen auslösen kann. Andererseits wirkt sich Gewichtsverlust prinzipiell wiederum positiv auf das Herz aus. Wie auch immer. Behalten Sie diese Informationen im Hinterkopf, wenn Sie auf die Keto-Diät umsteigen.
Besonders für Leute mit Nierenproblemen kann die ketogene Ernährung ernsthafte Folgen haben. Davon abgesehen ist ein solch extremer Gewichtsverlust generell eher suboptimal – selbst, wenn Sie keine Vorbelastungen haben. Bevor Sie also auf die Keto-Welle springen, kann ein Gespräch mit Ihrem Arzt nicht schaden.
Wie genau ist das mit der Keto-Grippe?
Extreme Veränderungen gehen oft nicht ohne Nebenwirkungen einher. Die Keto-Grippe lässt grüßen. Der Körper reagiert auf den Kohlenhydratmangel mit grippeähnlichen Symptomen, da er normalerweise sämtliche Prozesse mit Glucose als Treibstoff meistern konnte. Abgeschlagenheit, Schwindel und Gliederschmerzen sind keine Seltenheit. Ob der Effekt Tage oder Wochen andauert, hängt von Ihrem Körper ab.
Nicht verzagen! Sie können die Symptome behandeln. Dokumentieren Sie genauestens, was Sie zu sich nehmen. Es ist wichtig, dass Sie das Wegbrechen der Kohlenhydrate durch die Aufnahme zusätzlicher Kalorien und fettreicher Kost ausgleichen. Viele Lebensmittel und Kohlenhydrate haben einen hohen Salzgehalt. Schnell entsteht durch die Umstellung auf Keto ein Natriummangel. Dieser sollte vermieden werden. Außerdem wirkt eine erhöhte Natriumzufuhr den Grippesymptomen entgegen. Weniger Natrium bedeutet auch, dass Ihr Körper weniger Wasser speichert. Achten Sie darauf, genug zu trinken. Ein richtiger Muntermacher ist eine selbst gekochte Bouillon. Voll gepackt mit guten Nährstoffen, Fett, Kalorien, Wasser und Salz ist die nämlich ein wahres Wundermittel.
Manuels Rat dazu: „Bleiben Sie hartnäckig. Sobald die Anfangsphase überwunden ist, wird es einfacher.“
Wie genau funktioniert das dauerhafte Abnehmen?
Ohne Kohlenhydrate ist Ihr Körper gezwungen an seine Fettreserven zu gehen, um das Energieniveau aufrechtzuerhalten. Es wird auf den Ketose-Stoffwechsel umgeschaltet. Allerdings begünstigt der geringere Natriumgehalt den Wasserverlust. Ein Teil des Gewichts, das Sie verlieren geht auf die Wasserbilanz.
Der schnelle Erfolg macht die Keto-Diät so beliebt und ermutigt zum Weitermachen. Eine gute Portion Motivation ist auch notwendig. Der Keto-Lifestyle und die Aufgabe der Kohlenhydratzufuhr erfordert eine Menge Disziplin. Ohne strikte Einhaltung der Regeln, keine Ketose und kein Schmelzen der Fettpölsterchen. Viele Ketarier fühlen sich trotz geringerer Kalorienzufuhr schneller gesättigt und energiegeladener als vorher – ein durchaus nützliches Phänomen. Außerdem hilft die Keto-Diät den Blutzuckerspiegel in Schach zu halten.
Den Diätplan auch auf Reisen durchzuziehen, kann laut Manuel schon mal zu einer echten Herausforderung werden. „Keto-freundliche Snacks oder Gerichte in kleinen Städten zu finden, ist oft gar nicht so einfach,“ sagt er. „Mittlerweile sind wir echte Profis und bereiten unsere Keto-Snacks und Mahlzeiten in Eigenregie zu. Zumindest wenn wir wissen, dass es schwierig wird, das entsprechende Angebot zu finden.“
Diese Nahrungsmittel sind während der Keto-Diät erlaubt
Fettreiche Kost und eine gemäßigte Menge an Proteine stehen auf dem Keto-Speiseplan. Alles, was Sie bisher über fettreiche Nahrung beachtet haben, können Sie nun getrost über den Haufen werfen. Fett ist ab sofort Ihr Energielieferant. Deshalb benötigen Sie reichlich davon. Jede Menge gesunder Fette sind zum Beispiel in Olivenöl, Butter von Gras-gefütterten Tieren sowie Nüssen und Körnern enthalten. Wenig Kohlenhydrate, fetthaltiges Fleisch, Eier, Rohmilchprodukte und stärkefreies, am besten grünes Gemüse sind in der Keto-Küche ganz hoch im Kurs. „Ich empfehle Vollwertkost, gesunde Fette und haufenweise Obst und Gemüse“, rät Manuel.
Seien Sie mutig. Streichen Sie verarbeitete Lebensmittel, Desserts, zuckerhaltige Getränke, Getreide, Weißmehl und herkömmliche Milchprodukte am besten ganz von Ihrer Einkaufsliste. Keto ist nicht schwer. Im Internet gibt es haufenweise Informationen zu dem Thema und geeignete Keto-Lebensmittel.
Keine Frage, die Keto-Diät scheint ein Erfolgsgarant zu sein, um die Pfunde schnell purzeln zu lassen. Bevor Sie aber loslegen, ist eine Besprechung mit Ihrem Hausarzt Pflicht. Sicher, Gewichtsverlust ist durchaus positiv und verbessert die Lebensqualität, sollte aber niemals auf Kosten der Gesundheit gehen. Viele Leute, die die Keto-Diät ausprobiert haben, schwören auf das Konzept. Gibt Ihr Arzt also grünes Licht, lohnt es sich den Keto-Lifestyle auszuprobieren, um sich dauerhaft gesünder und fitter zu fühlen.