Sie kennen bestimmt alle das Herz-Emoji – aber sieht ein Herz wirklich so aus? Wir scheinen nicht die einzigen zu sein, die sich das fragten. Denn bald wird es eine anatomisch korrekte Version geben. Wer dahinter steckt und vor allem, das Warum, haben wir hier herausgefunden. Wir sprachen sogar mit dem Arzt, der dabei half, es zu verwirklichen.
Hat Ihr Telefon genug Herz?
Bald könnte es soweit sein, zumindest wird es mehr als jetzt: Im Januar genehmigte das Unicode-Konsortium, das für die Standardisierung der Emojis, dieser süßen kleinen Bilder auf Ihrem Telefon, zuständig ist, mehrere neue Vorschläge. Zwei davon haben es uns voll und ganz angetan: 1) das Herz und 2) die Lunge.
Ein Herz? Das haben Sie doch schon, denken Sie sich jetzt bestimmt. Aber nicht das neue. Es gibt nämlich einen gewaltigen Unterschied zwischen dieser neuen Vorstellung und der bereits bestehenden Liebesversion auf Ihrem Telefon. Das neue Herz ist anatomisch korrekt, mit Klappen, Vorhöfen und allem, was dazu gehört. Lesen Sie den eingereichten Vorschlag hier, er ist sehr unterhaltsam.
Aber wozu brauchen wir das?
Die Autoren hinter diesen Vorschlägen sind der Schriftsteller Christian Kamkoff, Dr. Shuhan He und Melissa Thermidor, Social Media Lead beim NHS Blood and Transplantation. Mit ihrem Proposal wollten sie darauf hinweisen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit die häufigste Todesursache sind, an der jedes Jahr fast doppelt so viele Menschen sterben wie an Krebs. Sie glauben, dass das Herz-Emoji „eine klare, leichter zugängliche Kommunikation zwischen medizinischem Fachpersonal und Patienten fördern würde und es den Nutzern ermöglichen würde, das komplexe Herz-Kreislauf-System mit einem einzigen Charakter darzustellen.“ Zudem führen die Autoren einige mögliche Beispiele für Emoji-Kombinationen auf: Herzschlag (Herz + Stethoskop), Sodbrennen (Herz + Feuer) und Herzstillstand (Gesicht, das vor Angst schreit + Stoppzeichen + Herz). Sie weisen auch auf mehrere Tweets hin, die ein anatomisches Herz-Emoji fordern.
Wir sprachen mit Dr. He, 32, über seinen Beitrag. Er beschäftigt sich seit einem Jahr mit Emojination, nachdem ihn die Bestseller-Autorin und Produzentin Jennifer 8. Lee damit vertraut machte. Emojination arbeitet daran, „die Emoji-Genehmigung zu einem inklusiven, repräsentativen Prozess zu machen,“ und dort lernte er die anderen zwei Verfasser kennen, mit denen er zusammen an den Vorschlägen arbeitete. Als Facharzt strebt er derzeit eine Subspezialisierung (fellowship) in der Notfallmedizin in Massachusetts an – aber das ist noch nicht alles: Er schuf doctorlingo.com, eine „zentralisierte Ressource für Tausende von Akronymen, den Fachjargon und die schwer verständliche Sprache der Medizin.“ Außerdem gründete Dr. He die Firma Conduct Science in 2013. Derzeit arbeitet er daran, wie man die visuelle Schmerzskala (die Emoticons verwendet, um Patienten bei der Einschätzung der Schmerzstärke zu helfen) nach wissenschaftlicher Untersuchung übersetzen kann.
Dr. He sagt: „Wenn Menschen ins Krankenhaus kommen, ist es sehr wichtig, dass sie ihre Symptome beschreiben können. Digitale Gesundheit und Notfallmedizin bilden die Eingangstür des Krankenhauses. Mit der digitalen Gesundheit haben wir die Möglichkeit, den Menschen die Gesundheitsversorgung näher zu bringen und sie zugänglich zu machen. Patienten-berichtete Daten und Ergebnisse sind eine relativ neue Sparte. Ich möchte einfach, dass es den Menschen besser geht – dabei kann Technologie sehr erstaunlich sein und wir stehen ja noch ganz am Anfang.“
Aber werden die Leute das anatomische Herz mit dem verwechseln, das wir kennen und <3? Nein, sagen die Autoren: „Als inneres Organ fehlt dem Herzen (ORGAN) der niedliche Reiz des Herz-Emoji in der Kategorie EMOTION. Seine wesentliche Rolle in der menschlichen Existenz macht es aber universell erkennbar.“
Was die Lunge betrifft (hier der Vorschlag dazu), so weisen die Autoren darauf hin, dass Millionen von Menschen auf der ganzen Welt von Atemwegserkrankungen betroffen sind und dass Lungenkrebs – von allen Krebsarten – jedes Jahr die meisten Menschen tötet. Auch hier gilt, dass ein anatomisch korrektes Organ die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten erleichtern kann: „Dies würde das Bewusstsein für Risikofaktoren, Symptome und die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen durch leichter zugängliche Diskussionen und medizinische Ausdrucksweise in Bezug auf die Lunge fördern.“
Es gibt auch ein breites Anwendungsspektrum – die Autoren erklären, dass das Lungen-Emoji für eine Vielzahl von Redewendungen im Zusammenhang mit Luft und Atem verwendet werden könnte, wie zum Beispiel „sich die Lunge aus dem Leib schreien“ oder „den Atem anhalten“.
„Es ist eine reine Freude
In ihrem Vorschlag verweisen die Autoren auch auf das bereits existierende Gehirn-Emoji, das „schon die Tür für anatomische Organe geöffnet hat.“ Insgesamt sagen sie: „Wir sind der Meinung, dass Gehirn, Herz und Lunge ein grundlegendes, ikonisches Dreigestirn erkennbarer Körperorgane bilden.“
Zum Schluss wollten wir von Dr. He wissen, wie der erfolgreiche Emoji-Antrag mit all seinen Errungenschaften zusammenpasst. Schließlich hat er ein wissenschaftliches Unternehmen gegründet und zu zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten beigetragen – er hilft buchstäblich, Leben zu retten. Konkret fragten wir: „Wie cool ist das denn?“ Weil wir es nämlich sehr cool finden. Er lachte und sagte: „Das ist mitunter das Coolste, was ich je gemacht habe… es ist tatsächlich die Krönung, in der Lage zu sein, Dinge zu tun, für die sich die Welt interessiert – es ist eine reine Freude.“