Ein talentierter Arzt spricht mit uns über die Herzgesundheit.
Als die im US-amerikanischen Boston lebende Kardiologin Ami Bhatt für das Jahr 2020 zur Vorsitzenden von Go Red for Women Boston, einer Kampagne der American Heart Association (AHA), ernannt wurde und wir daraufhin ihrem sehr lebhaften Twitter-Account @AmiBhattMD folgten, waren wir sofort begeistert. Sie twittert über alles, von ihren Bemühungen, das Bewusstsein für die steigende Müttersterblichkeit in den USA zu schärfen, bis hin zum Dinner-Party-Gespräch (über digitale Stethoskope – worüber man sich halt beim Abendessen so unterhält).
Weil das Herz im wahrsten Sinne des Wortes das Herzstück der Gesundheit ist, stellten wir Dr. Bhatt ein paar Fragen, die sie uns freundlicherweise beantwortete. Lesen Sie weiter, um mehr über dieses lebenswichtige Organ zu erfahren und vielleicht sogar Änderungen vorzunehmen, die sich enorm positiv auf Ihr Leben und Ihre Lebenszeit auswirken können.
In welchem Alter sollten wir anfangen, auf unsere Herzgesundheit zu achten?
Es ist nie zu früh, die Herzgesundheit im Blick zu haben. Gewohnheiten wie eine ausgewogene Ernährung, 150 Minuten körperliche Betätigung pro Woche, das Vermeiden von Tabak, die Pflege eines optimalen Body-Mass-Index, das Erlernen von Stress-Management-Strategien und das Wissen um die eigene und die familiäre Krankheitsgeschichte können wir uns in jedem Alter aneignen.
Was sind die wichtigsten Herzkrankheiten?
Mit dem Begriff Herzkrankheit beziehen sich Menschen meist auf die koronare Herzkrankheit oder die Bildung von Plaques in den Arterien, die den Herzmuskel versorgen. Als Herzkrankheiten gelten aber auch Herzklappeninsuffizienz, Herzversagen oder Herzmuskelschwäche, angeborene Herzkrankheiten (von Geburt an), Herzrhythmusstörungen und viele andere. Wenn bei Ihnen eine Herzkrankheit diagnostiziert wurde, müssen Sie Ihren Arzt unbedingt bitten, sich die Zeit zu nehmen, Ihnen die Krankheit so zu erläutern, dass Sie danach imstande sind, sie jemand anderem zu beschreiben.
Was sind die Hauptrisikofaktoren für eine Herzkrankheit?
Zu den Hauptrisikofaktoren für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Erkrankungen der Koronararterien, Herzinfarkt, Schlaganfall) gehören hoher Blutdruck, Übergewicht, Diabetes, Tabakkonsum, hoher Stress und eine inaktive Lebensweise. Doch es gibt auch viele außerordentliche Umstände: So können gelegentlich Arzneimittel wie Krebsmedikamente verschiedene Arten der Herzerkrankung verursachen. Eine weitere Risikogruppe sind Frauen mit hohem Blutdruck in der Schwangerschaft. Bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko, später im Leben eine Herzerkrankung zu entwickeln.
Welche Maßnahmen können wir treffen, um Herzerkrankungen vorzubeugen?
Es ist wichtig, die eigenen Werte zu kennen. Sie sollten Ihren Blutdruck, Cholesterinspiegel und, wenn Sie Diabetes haben, Ihren Blutzuckerspiegel kennen und kontrollieren. Gute Schutzmaßnahmen sind auch, auf gesunde Weise einen optimalen Body-Mass-Index zu erreichen (manchmal heißt das, sich auf das Gewicht des Ober- oder Unterbauchs zu konzentrieren, insbesondere bei Menschen aus Südasien) und sich jede Woche 150 Minuten aerob körperlich zu betätigen (selbst Spazierengehen zählt!). Wenn in Ihrer Familie bereits Herzerkrankungen aufgetreten sind, sollten Sie sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, um sicherzustellen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Spezialisierte Organisationen wie die American Heart Association und Cardiosmart vom American College of Cardiology in den USA sind ein großartiger Ausgangspunkt, um vertrauenswürdige Informationen von Kardiologen zu erhalten und mehr zu erfahren.
Dr. Ami Bhatt ist praktizierende Kardiologin, klinische Prüfärztin und Pädagogin mit Sitz in Boston (USA). Sie absolvierte die Harvard University, promovierte an der Yale School of Medicine und ist heute Associate Professor of Medicine an der Harvard Medical School und Director of Outpatient Cardiology am Massachusetts General Hospital Heart Center. Sie betreibt eine telemedizinische Praxis für Erwachsene mit angeborenen Herzerkrankungen und Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Schwangerschaft und ist im Jahr 2020 Vorsitzende der AHA-Kampagne Go Red for Women in Boston.