Schlafmangel macht krank, sagt Mama und die Wissenschaft

Schlaf
Klinische Studien
10. März 2017

Jeden Winter bereiten wir uns auf die Krankheitswelle vor, die durch unsere Arbeitsplätze, Schulen und Haushalte fegt. Wir treffen alle möglichen Vorkehrungen: Grippeschutzimpfungen, Vitaminzusätze, Anlegen von Taschentuch-Depots – aber viele von uns vergessen dabei einen der wichtigsten Faktoren: Unseren Schlaf.

In einem vor Kurzem in Neuroscience News veröffentlichten Artikel wird auf die Ergebnisse einer unlängst durchgeführten Studie verwiesen, denen zufolge eine kürzere Schlafdauer das Immunsystem unterdrücken kann. In der Studie wurden elf eineiige Zwillingspaare über einen Zeitraum von zwei Wochen anhand der Handgelenks-Aktigraphie überwacht. Bei dieser Methode werden die menschlichen Aktivitäts- und Ruhezyklen mit einem kleinen Aktigraphen (ähnlich wie eine Armanduhr) über längere Zeiträume hinweg gemessen. Am letzten Tag des Überwachungszeitraums wurden von den Probanden Blutproben genommen, anhand derer analysiert werden konnte, inwiefern sich das Immunsystem des Zwillings, der nicht genug geschlafen hatte, sich von dem des Zwillings, der gut ausgeruht war, unterschied.
Die Studie beweist „die transkriptomischen Auswirkungen einer gewohnheitsmäßigen kurzen Schlafdauer auf die fehlregulierte Immunabwehr und stellt eine mögliche Verbindung zwischen Schlafentzug und ungünstigen Auswirkungen auf den Stoffwechsel, die Herz-Kreislaufgesundheit und die Entzündungsanfälligkeit her“. Falls diese Formulierung nur schwer verdaulich ist, schneiden wir sie gerne für Sie in mundgerechte Happen: Prinzipiell heißt das, dass sich zu wenig Schlaf nicht nur negativ auf das Immunsystem auswirkt, sondern auch zu Problemen beim Stoffwechsel und der Herz-Kreislaufgesundheit führen kann und den Körper anfälliger für Entzündungen macht, welche die Antwort unseres Immunsystems auf Verletzungen und Bakterien sind.

Obwohl das nicht unbedingt neue Erkenntnisse sind, leistet die Studie Pionierarbeit, indem sie für diese Forschungszwecke mit eineiigen Zwillingen arbeitet. Laut dem Artikel ist „die genetische Veranlagung zu 31 bis 55 Prozent für die Schlafdauer verantwortlich“, während „Verhalten und Umwelt“ den Rest ausmachen. Das heißt, dass die Wissenschaftler durch das Untersuchen von Zwillingen in verschiedenen Umfeldern oder mit unterschiedlichen Verhaltensmustern in der Lage waren, die auf den genetischen Aspekt zurückführbaren Unterschiede zwischen den beiden Probanden auszuschließen. Dadurch, dass die Studie außerhalb des Labors durchgeführt wurde, konnten die Wissenschaftler die Probanden zudem unter „realen Bedingungen“ untersuchen und ihre langfristigen Gewohnheiten beobachten, anstatt sie nur einige Nächte lang in einer Einrichtung unter Beobachtung zu stellen.
Was können Sie also tun, um sicherzustellen, dass Sie genug Schlaf bekommen und Ihr Immunsystem gesund bleibt? Die nötige Schlafmenge für einen Erwachsenen liegt gemäß den Empfehlungen zur Schlafdauer von der National Sleep Foundation zwischen sieben und neun Stunden pro Nacht. Das National Heart, Lung, and Blood Institute bietet mehrere Strategien, die Ihnen dabei helfen, Ihr Ziel zu erreichen. Dazu gehört es, sich einen Schlafplan für sich selbst zu erstellen (der sowohl für Nächte unter der Woche als auch an Wochenenden gleich bleibt), bis zu acht Stunden vor dem Schlafengehen Koffein zu meiden und sich eine Stunde Ruhe zu gönnen, in der Sie sich ohne künstliche Beleuchtung entspannen, bevor Sie schlafen gehen.
Natürlich ist es wichtig, sich gegen Grippe impfen zu lassen und sich die Hände zu waschen. Es ist jedoch gleichermaßen von Bedeutung, jede Nacht ausreichend zu schlafen. Tun Sie sich und Ihrem Immunsystem also einen Gefallen und sorgen Sie dafür, dass Sie lange genug an Ihrer Matratze horchen.