Hat nächtlicher Harndrang Auswirkungen auf Ihren Schlaf?

Schlaf
Klinische Studien
12. Mai 2020

Erfahren Sie mehr über die Ergebnisse einer Studie mit tragbaren Geräten, die von Ferring Pharmaceuticals unter Verwendung der Daten aus Schlafüberwachungsgeräten von Withings durchgeführt wurde, um die Nykturie zu untersuchen – die häufige Unterbrechung des Nachtschlafes infolge von Harndrang.

Nykturie – der medizinische Begriff, der das Aufwachen in der Nacht aufgrund von Harndrang definiert – ist nicht nur lästig, sondern kann sich auch negativ auf Ihren Schlaf auswirken. Wie stark sind die Auswirkungen? Withings und Ferring Pharmaceuticals haben sich zusammengetan, um mehr zu diesem Thema zu erfahren.
In dieser Studie nutzte Ferring, ein forschungsorientiertes Pharmaunternehmen mit umfassender Erfahrung auf dem Fachgebiet der Urologie, die Daten tragbarer Geräte von Withings, um die Nykturie in der Allgemeinbevölkerung zu untersuchen. Ferring verwendete dabei die Daten von einer Gruppe mit 250.000 Benutzern von tragbaren Geräten von Withings und die Umfrageantworten von einer Untergruppe mit 6.230 Benutzern. Das Ziel war es, den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des nächtlichen Wasserlassens und dem Ausmaß der Störung und den Auswirkungen auf die Schlafqualität zu untersuchen.
Im Februar 2020 wurde die Studie im International Journal of Clinical Practice, einer monatlich erscheinenden Fachzeitschrift, veröffentlicht. Hier sind die teils überraschenden Ergebnisse.

Sowohl junge als auch ältere Menschen sind in unterschiedlichem Ausmaß von Nykturie betroffen

Patienten mit einer diagnostizierten Nykturie sind meist ältere Menschen. Bisher gab es jedoch nicht viele Informationen über die Auswirkungen von Nykturie bei Menschen unter 65 Jahren, bei denen keine Nykturie diagnostiziert wurde.
In dieser Studie wurden Benutzer tragbarer Schlaftracker von Withings darum gebeten, nicht nur die Daten ihres tragbaren Geräts zu erfassen, sondern auch einen Fragebogen auszufüllen, um das Auftreten der Nykturie und ihre Zusammenhänge mit der Lebens- und Schlafqualität der Nicht-Patientenpopulation im erwerbsfähigen Alter zu verstehen. Insgesamt wurden 6.230 ausgefüllte Fragebögen analysiert; 42,9 % der Befragten waren zwischen 18 und 44 Jahre alt, 44,8 % waren zwischen 45 und 64 Jahre alt und 12,3 % waren 65 Jahre oder älter.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass insgesamt 14,2 % der Befragten mindestens 2 Mal pro Nacht mit Harndrang aufwachen. Sechs Prozent (6 %) der 18- bis 44-jährigen Befragten, 15,3 % der 45- bis 64-jährigen Befragten sowie 38,9 % der Befragten ab 65 Jahren wachten mindestens 2 Mal pro Nacht mit Harndrang auf.

Abbildung 1. Anteil der Befragten nach Altersgruppen, die mindestens 2 Mal pro Nacht zum Wasserlassen aufstehen
Abbildung 1. Anteil der Befragten nach Altersgruppen, die mindestens 2 Mal pro Nacht zum Wasserlassen aufstehen

Je mehr nächtliche Aufwachphasen auftreten, desto größer ist die Störung

Wir fragten die Teilnehmer, wie sehr sie das nächtliche Aufwachen aufgrund von Harndrang störte. Wie erwartet ging eine höhere Anzahl nächtlichen Aufwachens aufgrund von Harndrang mit einer höheren Störung einher: 55,3 % der Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht aufwachen, gaben an, dass es sie „sehr“ oder „extrem“ störte, während nur 23,2 % der Befragten, die aufgrund von Nykturie 0 bis 1 Mal pro Nacht wach werden, es als „sehr“ oder „extrem“ störend empfanden. Auch die Tagesaktivitäten waren betroffen: 20,1 % der Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht aufwachen, gaben an, am Folgetag „ziemlich stark“ oder „extrem stark“ in ihren Aktivitäten beeinträchtigt zu sein.

Abbildung 2. Anteil der Befragten, die von „ziemlich starken“ oder „extrem starken“ nächtlichen Störungen und Beeinträchtigungen am Tag aufgrund von Nykturie berichteten
Abbildung 2. Anteil der Befragten, die von „ziemlich starken“ oder „extrem starken“ nächtlichen Störungen und Beeinträchtigungen am Tag aufgrund von Nykturie berichteten

Interessanterweise wurden die jüngeren Altersgruppen im Vergleich zu den älteren Befragten sowohl nachts als auch bei ihren Tagesaktivitäten stärker durch Nykturie gestört.
Von den Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht aufwachen, berichteten 55,6 % der 18- bis 44-Jährigen und 62,7 % der 45- bis 64-Jährigen über ein höheres Maß an nächtlicher Störung im Vergleich zu 47,4 % der 65- bis 90-Jährigen. Auch die Tagesaktivitäten waren betroffen: Von den Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht wach werden, gaben 27,8 % der 18- bis 44-Jährigen und 24,1 % der 45- bis 64-Jährigen an, dass ihre Tagesaktivität „ziemlich stark“ oder „extrem stark“ beeinträchtigt sei, verglichen mit 14,1 % bei den 65- bis 90-Jährigen.

Abbildung 3. Anteil der Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht aufwachen, berichteten von „ziemlich starken“ oder „extrem starken“ nächtlichen Störungen und Beeinträchtigungen am Tag, nach Altersgruppe
Abbildung 3. Anteil der Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht aufwachen, berichteten von „ziemlich starken“ oder „extrem starken“ nächtlichen Störungen und Beeinträchtigungen am Tag, nach Altersgruppe

Ein häufiges nächtliches Aufwachen bedeutet längere Wachphasen

Die Analyse der Schlafdaten der Benutzer tragbarer Geräte zeigte, dass Befragte, die aufgrund der Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht wach werden, im Durchschnitt 20 Minuten länger wach blieben als Befragte, die aufgrund von Nykturie nur 0 bis 1 Mal pro Nacht aufwachen. Anders ausgedrückt: Ein häufiges Aufwachen in der Nacht ist mit einer kürzeren Gesamtschlafdauer und einer geringeren Schlafqualität verbunden. Darüber hinaus dauerte die erste ununterbrochene Schlafphase viel länger – 243 Minuten – bei den Befragten, die aufgrund von Nykturie nur 0 bis 1 Mal aufwachten, im Vergleich zu den Befragten, die aufgrund von Nykturie mindestens 3 Mal pro Nacht aufwachten (124 Minuten). Die Dauer der ersten ununterbrochenen Schlafphase ist ein wichtiger Indikator für die Schlafqualität.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Nykturie betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern tritt auch in der jüngeren Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter auf. Sowohl die Störungen während der Nacht als auch die Auswirkungen auf die Tagesaktivitäten nehmen mit der Anzahl nächtlicher Aufwachphasen in allen Altersgruppen zu. Eine höhere Anzahl nächtlicher Aufwachphasen war mit einer verringerten Gesamtschlafzeit und einer geringeren Schlafqualität verbunden. Abschließend berichteten jüngere Befragte über ein höheres Maß an nächtlichen Störungen und Auswirkungen am Tag im Vergleich zu älteren Menschen mit der gleichen Anzahl nächtlicher Aufwachphasen.

Die Autoren dieser Studie möchten allen Umfrageteilnehmern danken; ihr Beitrag unterstützt die Förderung unseres Verständnisses der Verwendung tragbarer Geräte in der Forschung.
Studie durchgeführt von Chapple C, Bliwise D, Maislisch L, Roitmann E, Burtea T. Night-time voids, level of bother, and sleep characteristics in a non-patient population of wearable devices users. Int J Clin Pract 2020. Doi:10.1111/IJCP.13495 [Link]
GL-URO-2000022